Ifo-Institut sieht in Delta-Virusvariante Gefahr für Wirtschaft

Berlin (dpa) - Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo hat vor einem
Rückschlag bei der Konjunkturerholung gewarnt, falls die
Corona-Infektionszahlen wegen der neuen Delta-Variante wieder
steigen. «Die Delta-Variante ist eine ernstzunehmende Gefahr für die
deutsche Wirtschaft», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest dem
Nachrichtenportal t-online in einem Sonntag veröffentlichten
Interview.

Zwar wäre nicht alles verloren, wenn durch die Variante die
Inzidenzen wieder anstiegen, fügte Fuest hinzu. Die Erholung würde
sich aber verzögern. Besonders die Bereiche, die bereits stark unter
der Pandemie gelitten hätten, wären erneut betroffen, also die
Reisebranche, Restaurants oder der Handel. «Dann stünde uns ein
harter Herbst bevor.»

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts für die erste Juniwoche hatte
sich der Anteil der Delta-Variante in Deutschland innerhalb einer
Woche auf sechs Prozent fast verdoppelt. In Großbritannien hat die
ansteckendere Variante die Vorherrschaft übernommen - obwohl die
Impfungen dort viel weiter als in Deutschland fortgeschritten sind.
Wegen steigender Inzidenzen wurden dort Lockerungen gestoppt.

Allgemein hält Fuest die Krise noch nicht für abgehakt. Ohne die
Pandemie wäre die Wirtschaft in den vergangenen eineinhalb Jahren
gewachsen, sagte er. «Stattdessen haben wir in dieser Zeit einen
enormen Schuldenberg angehäuft. Die Auswirkungen der Krise werden wir
noch lange spüren.»

Die Ökonomen des Münchner Institutes hatten zuletzt ihre
Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr auf 3,3 Prozent
gekürzt - vor allem wegen Engpässen bei der Lieferung von
Vorprodukten wie Chips für die Autoindustrie. Das Vorkrisenniveau
könnte die Wirtschaft nach Einschätzung der Experten Anfang des
kommenden Jahres erreichen.