Astronaut Maurer: Start-Vorbereitungen trotz Pandemie auf Hochtouren Von Wolfgang Jung, dpa

Deutschland, Russland, USA: Für seinen Raumflug trainiert der
saarländische Esa-Astronaut Matthias Maurer in Übungszentren rund um
die Welt - immer auf der Hut vor Corona.

Houston/Saarbrücken (dpa) - Das Training vor dem geplanten
Raketenstart des deutschen Astronauten Matthias Maurer im Herbst
läuft nach Angaben des 51-Jährigen störungsfrei. «Die Vorbereitunge
n
laufen trotz Corona-Pandemie auf Hochtouren», sagte der Astronaut der
europäischen Raumfahrtagentur Esa. In Houston läuft das Training für

sechs Monate Leben, Forschen und Betrieb im All, in Hawthorne bei Los
Angeles werden Start und Landung mit der «Crew Dragon»-Kapsel geübt.

«Und in Florida das Überleben auf hoher See bei eventueller
Notwasserung.»

Auch bei Moskau - Training am russischen Teil der ISS und das Bewegen
im Weltraumanzug - und, falls es die Corona-Lage erlaubt, in Japan
wird trainiert. Er bereite sich auch in Deutschland vor, sagte der
Saarländer der Deutschen Presse-Agentur. So werden etwa am
Esa-Astronautenzentrum EAC in Köln die europäischen Experimente und
Systeme des europäischen ISS-Moduls Columbus geprüft. Wenn alles nach
Plan läuft, wird Maurer nach seinem Start in Florida der zwölfte
Deutsche im All sein - und der vierte Deutsche auf der ISS.

Mit Maurer werden die Nasa-Astronauten Thomas Marshburn, Raja Chari
und Kayla Barron zum fliegenden Labor rund 400 Kilometer über der
Erde aufbrechen. Von vermutlich Ende Oktober dauert die Mission wohl
bis Mitte April 2022. Maurer hat einen Doktortitel in
Materialwissenschaft. Als erster Deutscher wird er mit dem privaten
«Crew Dragon»-Raumschiff des Unternehmens SpaceX fliegen.

Vorrangig geplant sind etwa 35 Experimente aus Deutschland und
zahlreiche internationale Experimente - doch etwas Musik will der
Astronaut auch machen. Ein Instrument werde er zwar nicht mitnehmen,
sagte der nächste Deutsche im All. Aber eins wolle er im Erdorbit
sozusagen halb-wissenschaftlich erkunden. «Ich will herausfinden, ob
es nur an der Schwerkraft liegt, dass ich kein talentierter
Gitarrenspieler geworden bin», meinte Maurer augenzwinkernd.

Musik von und auf der ISS ist nichts Ungewöhnliches. Ab und zu wird
der Außenposten der Menschheit gewissermaßen zur Jukebox im All. Dann
greifen Astronauten wie einst der Kanadier Chris Hadfield in ihrer
begrenzten Freizeit zur Gitarre oder einem anderen Instrument.

Einige gehören zum Inventar, an Bord rasen etwa auch eine Flöte und
ein Dudelsack mit rund 28 000 Stundenkilometern um den Globus.
Musizieren gehört - obwohl es in der Schwerelosigkeit seine Tücken
hat - zur Raumfahrt, fast seit Menschen ins Weltall fliegen.

Welche Musik laufen wird, bis die Triebwerke zünden, verriet der
Esa-Astronaut auch. «Während der Wartezeit vor dem Start und an den
Tagen davor werde ich vermutlich viel entspannende elektronische
Chillout- und Gute-Laune Musik hören», sagte Maurer und nannte etwa
Coldplay, Moby und Morcheeba. «Wenn ich vom Raketenstart träume, der
ja recht heftig ist, höre ich am liebsten eingängige und kräftigere
Rockmusik mit starken E-Gitarrenklängen wie Metallica oder AC/DC.»

Als «kosmischer Disc-Jockey» will Maurer auch schnelle Beats zur Erde
schicken. «Ich nehme eine App auf meinem iPad mit, mit der ich
elektronische Musik produzieren kann.» Er trete damit in die
Fußstapfen von Luca Parmitano - der italienische Esa-Astronaut hatte
2019 als «Space DJ» Tanzmusik zu einem Partyschiff geschickt.