«Querdenken»-Demo in Hannover - Polizei: Regeln nur «bedingt» befol gt

Hannover (dpa/lni) - Bei der Demonstration von Mitgliedern der
«Querdenken»-Bewegung hat die Polizei am Samstagnachmittag in
Hannover einige Verstöße gegen Corona-Schutzregeln festgestellt.
Bisher sei es während einer Kundgebung am Waterlooplatz insgesamt
verhältnismäßig ruhig geblieben, berichtete eine Beamtin. «Aber an

die Auflagen wurde sich von manchen nur bedingt gehalten.»

So habe man zwei Personen der Bühne verwiesen, aus der Zuhörerschaft
habe es nach Kontrollen dann Proteste gegeben. Einen weiteren
Demonstranten hätten die Kollegen «mit unmittelbarem Zwang»
ausschließen müssen, schrieb die Polizei auf Twitter. Laut
Augenzeugen wurden mehrere Personen abgeführt. Im Netz kursierten
ausgewählte Bilder, die nur vergleichsweise wenige Menschen zeigten.

Die Ordnungskräfte hatten mit einer Teilnehmerzahl im unteren
vierstelligen Bereich gerechnet. «Es ist bis jetzt eher im unteren
dreistelligen Bereich», hieß es am späten Nachmittag. Der Protestzug

sollte sich laut Planung der Organisatoren im weiteren Verlauf durch
die Stadt bewegen. Die Unterstützer wollten damit ihren Unmut über
die Corona-Politik äußern. Als Redner bei «Querdenken 511» hatte si
ch
unter anderem der Gründer der Bewegung, Michael Ballweg, angekündigt.

Die Polizei wollte die Versammlung eng begleiten, zumal im Zentrum
Hannovers am Samstag weitere Veranstaltungen liefen. Für
Medienvertreter war eine gesonderte Schutzzone eingerichtet worden.

Der niedersächsische Verfassungsschutz hatte Teile der
«Querdenken»-Bewegung im Mai zunächst für zwei Jahre zum
Verdachtsobjekt bestimmt. Aufgrund ihrer Merkmale sei sie für
rechtsextremistische Organisationen anschlussfähig und weise
teilweise Züge verfassungsfeindlichen Denkens auf, heißt es im
jüngsten Verfassungsschutzbericht. Immer wieder kam es bei den
Demonstrationen auch zu Übergriffen etwa auf Journalisten.

Im vergangenen Herbst hatte der Auftritt einer jungen Frau auf einer
Rednerbühne in Hannover für Aufsehen gesorgt. «Jana aus Kassel» hat
te
dabei Parallelen zwischen sich und der von den Nazis hingerichteten
Widerstandskämpferin Sophie Scholl gezogen. Sowohl im Netz als auch
in der Politik schlug dies hohe Wellen und löste heftige Kritik aus.

Am Georgsplatz im Stadtzentrum wollte am Samstag die neue Partei des
Autors, Friedensaktivisten und früheren Unions-Bundestagsabgeordneten
Jürgen Todenhöfer eine Kundgebung abhalten. Dieser hatte angekündigt,

zentrale Punkte des Programms und Wahlkampfes seiner
«Gerechtigkeitspartei» zu erläutern. Die Polizei erklärte, wegen
verschiedener zusätzlicher Demos und Veranstaltungen könne es bis zum
Abend an mehreren Stellen zu Verkehrsbehinderungen kommen.