Land setzt weitere Corona-Lockerungen um - Weil: «Vorsichtig bleiben»

Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus flauen ab, gleichzeitig nimmt
der Anteil der Geimpften zu. Niedersachsen setzt deshalb die nächsten
Lockerungsschritte wie geplant um. Einige Regeln sind aber weiter zu
beachten - und der Blick richtet sich auf die Delta-Variante.

Hannover (dpa/lni) - Das Land Niedersachsen lockert angesichts der
entspannteren Infektionslage weitere Corona-Beschränkungen. Nachdem
es bereits am Samstag Lockerungen bei privaten Treffen gegeben hatte,
folgen am Montag eine Reihe zusätzlicher Erleichterungen - auch hier
vor allem zu Kontaktregeln. Grundsätzlich wären damit Geburtstags-,
Hochzeits-, Grill-, Sport- oder Einschulungsfeiern möglich. So dürfen
nach Angaben der Staatskanzlei bei einer stabilen
Sieben-Tage-Inzidenz bis einschließlich 10 wieder mehr Menschen
zusammenkommen: Bis zu 25 in Innenräumen und bis zu 50 draußen.

Nicht mit eingerechnet werden Kinder bis zu einem Alter von
einschließlich 14 Jahren, vollständig Geimpfte und Genesene. Haben
alle Erwachsenen außerdem einen negativen Testnachweis, sind geimpft
oder genesen, können sich noch mehr Menschen treffen. Eine Masken-
und Abstandspflicht bei privaten Treffen gibt es nicht.

Anders bei Veranstaltungen: Kommen dort mehr als 25 Menschen drinnen
beziehungsweise mehr als 50 draußen zusammen, gilt die
Abstandspflicht - und drinnen auch die Maskenpflicht, solange man
nicht an seinem Platz sitzt. Beides entfällt nur, wenn alle nicht
vollständig Geimpften oder Getesteten einen negativen Testnachweis
vorlegen.

In Restaurants, Lokalen und Cafés entfallen die Begrenzungen bei
privaten Feiern, wenn die Inzidenz fünf Werktage lang nicht mehr als
10 beträgt. Ab 25 Personen drinnen und 50 draußen müssen aber alle
nicht vollständig Geimpften oder Genesenen in der Gastronomie
ebenfalls ein Negativ-Testergebnis vorweisen.

Ähnliches gilt für Besucher von Clubs und Diskotheken: Sie brauchen
beim Tanzen keine Maske mehr zu tragen, sollen jedoch einen negativen
Test oder Nachweis über vollständige Impfung oder Genesung vorlegen.
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist auch auf Wochenmärkten nicht
mehr nötig.

Nach Angaben der niedersächsischen Staatskanzlei gelten die
Lockerungen am Montag für die Kreise Osnabrück, Emsland, Leer,
Wittmund, Friesland, Ammerland, Wesermarsch, Oldenburg, Cuxhaven,
Osterholz, Verden, Rotenburg (Wümme), Nienburg (Weser),
Hameln-Pyrmont, Harburg, Lüneburg, Heidkreis, Uelzen,
Lüchow-Dannenberg, Celle, Gifhorn, Peine, Helmstedt, Goslar,
Göttingen. Außerdem für die kreisfreien Städte Wilhelmshaven,
Oldenburg, Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter.

Bereits seit Samstag sind in Kreisen und kreisfreien Städten, in
denen die Inzidenz fünf Werktage nicht mehr als 35 beträgt, wieder
Treffen von bis zu zehn Personen «aus beliebig vielen Haushalten
erlaubt». Dazu kommen können noch vollständig Geimpfte und Genesene
sowie Kinder unter 14 Jahren. Zuletzt hatte eine Begrenzung auf
maximal drei Haushalte gegolten.

In Freizeiteinrichtungen dürfte der Kontrollbedarf hoch bleiben. So
musste das Freibad in Peine am Freitag geräumt werden, weil manche
Besucher einen Einlassstopp ignorierten und den Zaun überstiegen.

In Hotels oder Pensionen reicht es für die Gäste künftig aus, einen
Negativtest nur noch einmal bei der Anreise vorzuzeigen. Und das
«Übernachten zu touristischen Zwecken» in Wohnmobilen oder Autos ist

ab der neuen Woche auch wieder auf öffentlichen Flächen erlaubt -
dabei soll die konkrete örtliche Inzidenz keine Rolle mehr spielen.
Führungen durch Städte oder die Natur sind nun breiter möglich, für

Bus- oder Schiffsfahrten wurden weitere Regeln angepasst.

Die Änderungen der Corona-Regeln gelten zunächst bis zum 16. Juli.
Auch in den Schulen gibt es Lockerungen, wie Kultusminister Grant
Hendrik Tonne (SPD) schon am Freitag erklärt hatte. Schülerinnen und
Schüler müssen in Außenbereichen wie dem Pausenhof keine Masken mehr

tragen - anders als auf Fluren, in Treppenhäusern oder auf Toiletten.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Corona-Entwicklung im
Land ermutigend: «Die Infektionszahlen in Niedersachsen befinden sich
in einem deutlichen Abwärtstrend.» Gleichzeitig mahnte er jedoch:
«Bei aller Freude müssen wir vorsichtig bleiben. (...) Die
Delta-Variante breitet sich in Europa aus und wird auch an uns nicht
vorbeigehen.» Vor allem in Großbritannien wachsen die Fallzahlen
damit.

Noch stabilisiert sich die Gesamtsituation in Niedersachsen weiter.
Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sank die
Sieben-Tage-Inzidenz bis Sonntag im Schnitt aller Kommunen von 5,2 am
Vortag auf zuletzt 4,9. 54 Neuinfektionen waren binnen eines Tages
dazugekommen. Ein weiterer Todesfall wurde gemeldet. Insgesamt
starben bisher in Niedersachsen im Zusammenhang mit dem
Covid-19-Erreger 5727 Menschen.

Bei drei Kommunen überstieg nach den Daten vom Sonntag die
Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 10. Der Landkreis Holzminden hatte
statistisch mit 19,9 Fällen die vergleichsweise meisten
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner über eine Woche. Es folgten der
Kreis Stade (13,7) und die Stadt Delmenhorst (10,3). Für die Kreise
Goslar und Lüchow-Dannenberg gab das RKI einen Wert von 0 an.

Mehr als die Hälfte der Niedersächsinnen und Niedersachsen sind
mittlerweile mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Nach
Angaben des RKI lag die Quote am Wochenende bei 51,5 - gut 4,1
Millionen Menschen. Knapp 2,4 Millionen Menschen (29,9 Prozent) im
Land sind demnach vollständig geimpft.