Dramatische Corona-Lage: Moskau verschärft Beschränkungen

Moskau (dpa) - Angesichts rasant ansteigender Corona-Infektionszahlen
hat Russlands Hauptstadt Moskau weitere Beschränkungen eingeführt.
Veranstaltungen sollten ab sofort auf maximal 1000 Menschen begrenzt
werden, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin am Freitag in seinem
Blog. Die Fanzone zur Fußball-Europameisterschaft wird geschlossen.
Laut Gesundheitsbehörde soll zudem die medizinische Routineversorgung
für Nicht-Geimpfte vorübergehend eingeschränkt werden.

Die Moskauer Behörden registrierten zuletzt mehr als
9000 Neuinfektionen binnen einem Tag - so viele wie noch nie seit
Beginn der Pandemie. Fast 90 Prozent der Covid-Erkrankungen in der
Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole sind Bürgermeister Sobjanin
zufolge auf die zuerst in Indien entdeckte, ansteckendere
Delta-Variante des Coronavirus zurückzuführen.

Für aufschiebbare medizinische Behandlungen sollen laut Moskauer
Gesundheitsbehörde vorerst nur noch Geimpfte stationär in
Krankenhäuser aufgenommen werden. In Notfällen würden allerdings
weiterhin alle Moskauer versorgt, betonte die Behörde. Ausgenommen
von der Regelung sollen beispielsweise auch Krebspatienten sein sowie
Menschen, die sich etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen
lassen dürfen.

Wie in ganz Russland stehen auch in Moskau viele Menschen einer
Corona-Impfung mit einem der russischen Präparate weiter skeptisch
gegenüber. Auch rund ein halbes Jahr nach Beginn der Massenimpfungen
haben sich in der Hauptstadt jüngsten Angaben zufolge erst rund
15 Prozent der Bürger immunisieren lassen. Moskau führte deshalb
kürzlich - ebenso wie einige weitere russische Regionen - eine
verpflichtende Impfquote für eine Reihe von Unternehmen ein.

Moskaus Bürgermeister kündigte zudem ein Experiment in der
Gastronomie an: Konkret gehe es darum, etwa «coronafreie Restaurants»
auszuweisen. In solchen Gaststätten seien alle Mitarbeiter gegen das
Virus geimpft. Die Gäste dort hätten entweder einen Impfnachweis oder
könnten Antikörper nach einer überstandenen Krankheit nachweisen.
Weitere zehn Tage geschlossen bleiben sollen etwa bereits gesperrte
Kinderspielplätze in Parks.