Freiluftpartys in Berliner Clubs erlaubt - Boots-Demo am Sonntag

Illegal gefeiert und getanzt wurde in kleineren Kreisen auch während
des harten Lockdowns in der Corona-Pandemie. Doch nun ist wieder mehr
erlaubt, vor allem draußen darf getanzt werden.

Berlin (dpa) - Die Berliner Clubs kommen nach der langen
Corona-Zwangspause wieder auf Touren: Es darf dort seit Freitag
draußen wieder getanzt werden. 250 Besucherinnen und Besucher sind
möglich, Voraussetzung ist ein negativer Corona-Test. «Der Sommer in
Berlin ist natürlich etwas ganz Besonderes, auch für die Clubs»,
sagte Lutz Leichsenring von der Clubcommission, der Dachorganisation
der Szene. Die Stimmung sei optimistisch. Mit Blick auf den Herbst
sind demnach Pilotveranstaltungen mit wissenschaftlicher Begleitung
in den Innenbereichen angedacht, so es die Entwicklung der Pandemie
zulässt.

Der Berliner Senat hatte am Dienstag deutlich höhere Obergrenzen für
Veranstaltungen beschlossen. Dass das Nachtleben nun gleich wieder so
exzessiv wird wie früher, ist unwahrscheinlich: Der Tourismus läuft
in Berlin gerade erst wieder an, und es gibt einige Corona-Auflagen
beim Club-Besuch. Gefeiert wird zum Beispiel im Birgit & Bier, Ritter
Butzke oder Salon Zur Wilden Renate.

Trotz der aktuellen Erlaubnis der Freiluftfeiern wollen Mitglieder
der Berliner Party- und Clubszene am Sonntag mit Booten und Musik auf
dem Wasser für weitere Freiheiten in der Corona-Pandemie
protestieren. «Chancengleichheit für unsere Musik- und Tanzkultur in
Berlin», forderten die Veranstalter am Freitag. Sie kritisierten,
dass Sport im Freien in Gruppen und ohne Abstand möglich sei, Tanzen
aber auch künftig strenger reglementiert sei und Clubbesucher
negative Tests vorweisen und zum Teil Masken tragen müssten.

Ursprünglich richtete sich die Boots-Demonstration gegen das
«Tanzverbot im Freien», das den «Fortbestand der einzigartigen
elektronischen Tanzmusikkultur in Berlin» gefährde. Unterstützt wurde

der Aufruf von zahlreichen Veranstaltern, Musikschaffenden und den
ehemaligen Initiatoren der Berliner Loveparade.

Die Boote starten mittags auf dem Landwehrkanal an der
Lohmühlenbrücke zwischen Kreuzberg und Neukölln, fahren bis zum Hafen

Neukölln nahe der Sonnenallee und wieder zurück zur Schleuse zwischen
Landwehrkanal und Spree. Ein Teil der Boote soll dann auf der Spree
weiterfahren bis zum Treptower Park. Dort ist nahe der Insel der
Jugend am Nachmittag eine «Abschlusstanzkundgebung» geplant. Erwartet
werden bis zu 2500 Teilnehmer.

Vor einem Jahr hatte an Pfingsten eine Protestaktion und Party mit
Schlauchbooten auf dem Landwehrkanal für Irritationen gesorgt. Etwa
3000 Menschen nahmen teil. Im Urbanhafen des Kanals schwammen am
Schluss dicht an dicht zahlreiche Schlauchboote voller Menschen, am
Ufer wurde gefeiert. Die meisten Teilnehmer hielten weder
Abstandsregeln ein, noch trugen sie einen Mundschutz. Politiker und
auch Clubvertreter kritisierten die Veranstaltung.