Weitere russische Regionen führen Impfpflicht in Unternehmen ein

Moskau (dpa) - Nach Moskau haben weitere Regionen in Russland auf die
gestiegenen Corona-Zahlen mit einer verpflichtenden Impfquote in
Unternehmen reagiert. Auch auf der Halbinsel Sachalin im äußersten
Osten Russlands sind zahlreiche Arbeitgeber angehalten, bis September
mindestens 60 Prozent ihrer Angestellten impfen zu lassen, wie die
regionale Leiterin der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor, Olga
Funtusowa, am Donnerstag erklärte. Von der Regelung betroffen seien
unter anderen Beschäftigte im Bildungs- und Gesundheitswesen, in
Schönheitssalons, Fitnessstudios sowie im öffentlichen Nahverkehr,
sagte Funtusowa der Agentur Interfax zufolge.

Am Mittwoch hatte Moskaus oberste Amtsärztin eine vergleichbare
Impfquote für eine Reihe von Unternehmen angeordnet. Dem Beispiel der
Hauptstadt folgten auch das Moskauer Umland sowie die sibirische
Region Kemerowo. Kritiker bemängeln, dass für eine solche
Impfanweisung durch Arbeitgeber die gesetzliche Grundlage fehle. Weil
diesen aber Strafen drohen, wenn ihre Unternehmen die Quote nicht
erfüllen, sei vorprogrammiert, dass sie ihre Angestellten «mit
legalen und illegalen Maßnahmen» zum Impfen bewegen würden, sagte
etwa eine Rechtsanwältin dem kremlkritischen Portal Meduza.

Kremlsprecher Dmitri Peskow verteidigte das Vorgehen der Regionen als
«absolut richtig», betonte aber erneut, dass keine russlandweite
Impfpflicht geplant sei. Vor allem in Moskau ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen in den vergangenen Tagen stark angestiegen -
und die Impfskepsis weiter groß. Zuletzt registrierten die Behörden
knapp 6200 Fälle binnen eines Tages. Geimpft sind laut jüngsten
Angaben von den rund zwölf Millionen Einwohnern aber erst 15 Prozent.

Regierungschef Michail Mischustin bezeichnete der Agentur Interfax
zufolge die Lage als «äußerst schwierig». «Experten sprechen vom

Aufkommen neuer Stämme, die sich nicht nur rasant ausbreiten, sondern
auch zu schwerwiegenden Komplikationen führen.» In Russland breitet
sich demnach vor allem die zuerst in Indien entdeckte Delta-Variante
des Coronavirus aus. Nach Angaben von Gesundheitsminister Michail
Muraschko stieg die Zahl neuer Patienten in Krankenhäuser innerhalb
einer Woche um 30 Prozent.