Curevac-Börsenwert stürzt nach Impfstoffenttäuschung ab

Der Impfstoffkandidat des Tübinger Unternehmens war ein
Hoffnungsträger im Kampf gegen Corona, unterstützt mit
millionenschweren Staatsbeteiligungen und Finanzspritzen. Doch nun
enttäuscht die Wirksamkeit des Vakzins.

Tübingen (dpa) - Der Börsenwert der Tübinger Biotechfirma Curevac ist

am Donnerstag nach einer Mitteilung über verfehlte Wirksamkeitsziele
des Corona-Impfstoffkandidaten abgestürzt. Das Unternehmen musste am
späten Mittwochabend einräumen, dass der eigene Impfstoffkandidat
CVnCoV in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von
47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung «jeglichen Schweregrades»
erzielt habe.

Der Rückschlag hat den Aktionären nahezu eine Kurshalbierung mit
einem Börsenwertverlust von 7,7 Milliarden US-Dollar (etwa 6,37 Mrd
Euro) eingebrockt. Im Handel an der US-Börse Nasdaq brachen die
Papiere am Donnerstag zuletzt um mehr als 40 Prozent auf 53,50 Dollar
ein. Es war der heftigste Einbruch seit dem Börsengang im Sommer
2020, die Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit November 2020.
In Frankfurt war es zeitweise sogar um mehr als 50 Prozent auf gut 39
Euro abwärts gegangen.

Im Herbst vergangenen Jahres hatten Spekulationen um den Impfstoff
von Curevac den Aktienkurs der Tübinger binnen fünf Wochen von gut 40
auf mehr als 120 Euro nach oben schießen lassen. Etwa zu dieser Zeit
hatte Curevac die Zulassung in der EU und in Lateinamerika ins Auge
gefasst - aus der bisher aber nichts wurde.

Während der ersten Corona-Infektionswelle 2020 wurde Curevac zu einem
so großen Hoffnungsträger, dass sich der deutsche Staat im Rahmen
einer Finanzierungsrunde über die Förderbank KfW mit 300 Millionen
Euro am Unternehmen beteiligte - wohl auch deshalb, um Fremdzugriffe
auf das Know-how zu verhindern. Medienberichten zufolge hatten die
USA unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump zuvor versucht,
sich exklusiv die Rechte an einem Impfstoff gegen das Coronavirus von
Curevac zu sichern.

Später erhielt Curevac für die Forschung an einem Corona-Impfstoff
noch eine Finanzspritze des Bundes von 252 Millionen Euro. Zuletzt
war der Bund noch mit rund 16 Prozent an den Tübingern beteiligt.
Zudem verschaffte sich Curevac 2020 über einen Börsengang in New York
sowie mehrmals über Kapitalerhöhungen frisches Geld. Das Unternehmen
vereinbarte eine Partnerschaft mit dem Leverkusener Pharmakonzern
Bayer. Wacker Chemie hat eine Vereinbarung mit Curevac für eine
Auftragsproduktion des Impfstoffes.

Historisch noch enger verzahnt ist Curevac allerdings mit dem
SAP-Mitgründer und Investor Dietmar Hopp, der nach wie vor mit rund
47 Prozent größter Aktionär des Unternehmens ist. Hopp investiert
seit Jahren privat im Bereich von Biotechnologieunternehmen.

Curevac bleibt nach den enttäuschenden Studiendaten zu seinem
Covid-19-Vakzin trotzdem optimistisch gestimmt. «Wir sehen keinen
Grund, irgendetwas zu verlangsamen», sagte Konzernchef Franz-Werner
Haas in einer Telefonkonferenz. Dies gelte sowohl mit Blick auf die
laufende Forschung als auch für die Vorbereitungen zur Produktion
eines potenziellen Impfstoffes von Curevac.

Abseits des eigenen Impfstoffs hofft Curevac auf eine Zulassung im
kommenden Jahr für einen sogenannten mRNA-Impfstoff der zweiten
Generation gegen Virus-Varianten, den das Unternehmen in
Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline
entwickelt. Die vorklinischen Ergebnisse seien vielversprechend, hieß
es. Die klinischen Studien hierzu sollen in etwa drei Monaten
beginnen.