Maskenpflicht draußen endet Montag - In Klassen Maske noch Pflicht

Draußen ohne, drinnen mit: Nur im Freien wird in NRW die
Maskenpflicht aufgehoben. Auch in den Schulklassen muss die Maske
weiterhin getragen werden.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Maskenpflicht in Innenräumen und im
Unterricht bleibt in Nordrhein-Westfalen weiter bestehen. Nur im
Freien muss ab kommenden Montag weitgehend kein Mund- und Nasenschutz
mehr getragen werden. Das gilt auch für den gesamten Außenbereich der
Schulen, Schulhöfe und Sportanlagen. In Schulgebäuden, Klassenräumen

und Sporthallen bleibt die Maske aber Pflicht.

«Wir halten das Tragen der Maske im Unterricht nach wie vor noch für
sinnvoll», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag
im Landtag in Düsseldorf. Gerade in Klassenräumen kämen viele
Personen aus unterschiedlichen Haushalten über einen längeren
Zeitraum zusammen.

Gebauer verwies darauf, dass die Corona-Inzidenzen in der
Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen noch höher lägen als die
landesweite Durchschnittsinzidenz. Außerdem stünden feierliche
Zeugnisübergaben und der Sommerurlaub vor der Tür. Viele Familien
hätten Sorge, dass sie nicht in die wohlverdienten Ferien fahren
könnten. Es gelte jetzt, besonnen zu sein. Auch viele Schüler hätten

ihr nach dem Lockdown gesagt: «Lieber mit Maske im Unterricht, als
ohne Maske daheim.»

Die Pflicht zu Corona-Tests in den Schulen zweimal in der Woche
bleibt bestehen, heißt es in der jüngsten Schulmail des Ministeriums.
In Schulgebäuden muss der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten
werden, wenn dort etwa beim Sport oder beim Essen und Trinken
vorübergehend keine Maske getragen werden muss.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte das vorsichtige
Vorgehen der Landesregierung. Die Pandemie sei nicht vorbei. «Wir
sollten weiterhin vorsichtig in der Schule sein, um ein Nachsitzen in
Quarantäne zu vermeiden.»

Die am Mittwochabend veröffentlichte neue Corona-Schutzverordnung
hebt die Maskenpflicht im Freien ab Montag in Regionen mit niedriger
Sieben-Tage-Inzidenz - unter 35 Infektionen auf 100 000 Einwohner -
größtenteils auf. Nur noch bei bestimmten Gelegenheiten wie etwa in
Warteschlangen, Anstell- und Kassenbereichen sowie unmittelbar an
Verkaufsständen muss dann noch eine Maske getragen werden. Dies gilt
auch bei Veranstaltungen mit mehr als 1000 teilnehmenden Personen
außer am festen Sitz- oder Stehplatz.

Die Inzidenzstufe 1 gilt für die allermeisten Regionen in NRW. In der
Verordnung wird betont, dass die Maskenpflicht in geschlossenen
Räumen von der neuen Regelung unberührt bleibt. Ministerpräsident
Armin Laschet (CDU) hatte am Mittwoch im Landtag bereits Lockerungen
bei der Maskenpflicht angekündigt.

Die oppositionelle SPD forderte als Konsequenz aus den langen
Corona-Beschränkungen den Verzicht auf Klassenarbeiten in den ersten
drei Monaten des neuen Schuljahres. Im ersten Quartal solle vielmehr
die «Schulgemeinschaft» der Schwerpunkt sein, sagte der
bildungspolitische Sprecher der SPD, Jochen Ott.

Lernrückstände müssten systematisch identifiziert und «der Druck
rausgenommen» werden. Gemeinsam solle überlegt werden, welche
Lerninhalte verzichtbar seien. Die schwarz-gelbe Landesregierung
müsse rechtzeitig für das neue Schuljahr auch einen «klaren
Orientierungsrahmen» für Impfungen, Corona-Tests und Masken bieten,
so Ott.

Auch im NRW-Landtag gilt weiterhin die Maskenpflicht.
Landtagspräsident André Kuper drohte am Donnerstag mit Zwangsbußen,
wenn sich Abgeordnete nicht daran hielten. Im Plenarsaal dürfe der
Mund-Nasen-Schutz am Rednerpult oder am Platz abgenommen werden, wenn
der Mindestabstand eingehalten werde. Am Mittwoch hatte ein
Abgeordneter der AfD keine Maske auf dem Weg zum und vom Pult
getragen. Verstöße gegen die Maskenpflicht gefährdeten die Gesundhe
it
aller Abgeordneten und die Funktionsfähigkeit des Parlaments, sagte
Kuper.

Die AfD hatte für Donnerstag eine Aktuelle Stunde zur Maskenpflicht
in Schule beantragt. Während die «Atembremse» in Biergärten und sog
ar
beim G7-Gipfel in Cornwall nicht getragen werden müsse, zwingen «die
Obrigkeit» Kinder und Jugendliche weiterhin in den Schulen «hinter
die Maske», sagte der AfD-Abgeordnete Helmut Seifen. «Jeder weiß,
dass die pandemische Lage nicht mehr existiert, wenn sie denn
überhaupt existiert hat.» Die «entmündigten» Bürger hätten di
e
«Schreckensmeldungen» derart verinnerlicht, dass sie Lockerungen der
Regierungen dankbar als «Gnadenakte» hinnähmen. Der eigentliche Zweck

der Maske sei, die «Notstandslüge» aufrechtzuerhalten und die
«Angstpsychose» zu verstärken, sagte Seifen. «Und sie demonstriert

die Macht der Obrigkeit gegenüber den Untertanen.»

Der CDU-Abgeordnete Thorsten Schick entgegnete, die Äußerungen
Seifens hätten «nichts mehr mit der parlamentarischen Demokratie zu
tun.» Sie seien ein «Schlag ins Gesicht» all der Menschen, die an
Covid-19 erkrankt seien oder erkrankte Angehörigen verloren hätten.