) Curevac enttäuscht mit geringer Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs

In dem Corona-Impfstoffkandidaten der Tübinger Pharmafirma Curevac
lag viel Hoffnung. Neueste Daten zur Wirksamkeit sind enttäuschend.
Anleger an der Börse reagieren deutlich. Doch das Ende des Impfstoffs
von Curevac bedeutet das noch nicht.

Tübingen (dpa) - Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hat bei der
Entwicklung seines Corona-Impfstoffs einen empfindlichen Rückschlag
erlitten. Die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten CVnCoV fällt einer
Zwischenanalyse zufolge deutlich geringer aus als bei anderen bereits
zugelassenen Corona-Impfstoffen.

Wie das Unternehmen am Mittwochabend in einer Pflichtbörsenmitteilung
bekanntgab, zeigt der Impfstoff eine vorläufige Wirksamkeit von 47
Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung «jeglichen Schweregrades».
Damit habe er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht
erfüllt.

Für die anderen in der EU verwendeten Impfstoffe sieht der Wert
weitaus besser aus. Beim Präparat von Biontech/Pfizer zum Beispiel
zeigten Daten aus Israel, dass Menschen mit vollem Impfschutz
verglichen mit Ungeimpften eine um mehr als 90 Prozent verringerte
Wahrscheinlichkeit für symptomatische Verläufe, also eine
Covid-19-Erkrankung, haben.

Der Curevac-Impfstoffkandidat ist schon seit Dezember in der finalen
und zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während mehrere
Konkurrenten ihre Vakzine auf den Markt gebracht haben, sammelt
Curevac nach wie vor Daten. Wann und ob mit der nun bekanntgegebenen
Wirksamkeit eine Zulassung des Impfstoffs möglich sein wird, ist
unklar.

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff Berichten zufolge
lange für die zweite Jahreshälfte eingeplant, auf der jüngst vom
Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Liste der
Lieferplanungen war das Präparat aber nicht aufgeführt. Ein Sprecher
des Ministeriums teilte am Donnerstag mit, die Curevac-Mitteilung
habe keine Auswirkung auf das Tempo der deutschen Impfkampagne.
Zuletzt hatte die Plattform «Business Insider» berichtet, in internen
Lieferprognosen der Bundesregierung habe es noch Ende Mai geheißen,
dass von Curevac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an
Impfstoffdosen erwartet werde.

Der Börsenwert von Curevac hat sich am Donnerstag mehr als halbiert.
Vorbörslich brachen die Titel beim Broker Lang & Schwarz um 56
Prozent ein auf 34,75 Euro. Zuletzt hatte die Firma ihre Aktionäre
angesichts der massiven Zeitverzögerung immer wieder vertröstet. Bis
Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte - abhängig von
den klinischen Studiendaten - die Zulassung seines Impfstoffs in der
EU zumindest noch bis Ende Juni. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass
sich das Verfahren weiter verzögern werde. Im Frühjahr 2020 war ein
Chefentwickler für den Corona-Impfstoff für längere Zeit ausgefallen.


Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun
weitergehen soll, äußerte sich Curevac in der Mitteilung nicht im
Detail. Allerdings lud das Unternehmen «interessierte Parteien» für
Donnerstag (14.00 Uhr) zu einer Telefonkonferenz ein.

Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf
stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die
laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. «Die
endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern.»

Das Präparat des Tübinger Unternehmens Curevac, das mit dem
Pharmakonzern Bayer kooperiert, ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff -
wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).

Curevac arbeitet bereits in Zusammenarbeit mit dem britischen
Pharmaunternehmen Glaxosmithkline an einer zweiten Generation seines
Impfstoffs. Diese soll besser vor Virusvarianten schützen und ab dem
dritten Quartal 2021 in ersten klinischen Studien getestet werden.