Mehr als 1,5 Millionen Kinderkrankentage in dritter Corona-Welle

Monatelang saßen Kinder und Jugendliche im Lockdown zu Hause. Für
Eltern kleiner Kinder war es zum Haareraufen, weil sich Arbeit und
geschlossene Kitas und Schulen kaum vereinbaren lassen. Viele nutzten
die zusätzlichen Kinderkrankentage.

Berlin (dpa) - Zahlreiche Eltern haben sich in der dritten
Corona-Welle wegen geschlossener Kitas und Schulen krankschreiben
lassen. Aktuelle Zahlen der größten deutschen Krankenkassen, die der
Deutschen Presse-Agentur vorliegen, zeigen, dass zwischen Januar und
Mai dieses Jahres mehr als 1,5 Millionen Kinderkrankentage von Eltern
genommen wurden, weil die Einrichtungen nicht oder nur eingeschränkt
im Betrieb waren.

Mehr als 600 000 Mal wurde pandemiebedingtes Kinderkrankengeld in
dieser Zeit beantragt, wie der AOK-Bundesverband, die Techniker
Krankenkasse (TK), die Barmer und die DAK-Gesundheit auf dpa-Anfrage
mitteilten. Den Daten der Barmer zufolge nutzten Eltern im Schnitt
zwei bis drei Kinderkrankentage im Monat.

Wegen der Corona-Maßnahmen hatte die Politik die Zahl der
Kinderkrankentage im laufenden Jahr von sonst 10 auf 30 pro
Elternteil verdreifacht, für Alleinerziehende von 20 auf 60.
Normalerweise bekommen Eltern Kinderkrankengeld von der Kasse, wenn
sie ihren kranken Nachwuchs zu Hause pflegen und deshalb nicht zur
Arbeit können.

In der Pandemie wird die Leistung auch gewährt, wenn Schulen und
Kitas schließen, nur Notbetrieb anbieten, die Präsenzpflicht
aufgehoben wird oder wenn Kinder wegen Corona-Fällen nach Hause in
Quarantäne geschickt werden. Das Kinderkrankengeld beträgt 90 Prozent
des Nettoverdienstes.

Den Daten der Kassen zufolge nutzten Eltern das Angebot besonders
stark im Februar. Die Zahlen sanken dann in den Folgemonaten mit
zunehmender Öffnung des Schul- und Kitabetriebs immer weiter, könnten
sich insgesamt aber auch noch erhöhen, da Anträge auch im Nachhinein
noch gestellt werden könnten, wie es von der Barmer hieß. Ein
DAK-Sprecher sagte, auffallend sei, dass mehr als 70 Prozent der
Anträge auf pandemiebedingtes Kinderkrankengeld von Frauen gestellt
worden seien.

Einem Sprecher des AOK-Bundesverbandes zufolge entstanden den
AOK-Kassen zwischen Januar und Mai durch die pandemiebedingten
Kinderkrankentage Kosten in Höhe von mehr als 56 Millionen Euro.
Darauf bleiben die Kassen aber nicht sitzen, am Ende werden die
Kosten vom Steuerzahler getragen. Einen entsprechenden Zuschuss für
die Kassen hatte der Bund zugesagt. Ursprünglich kalkuliert hatte das
Bundesgesundheitsministerium mit 300 Millionen Euro.

In Deutschland sind rund 27 Millionen Menschen bei einer AOK
versichert, mehr als 10 Millionen bei der TK, rund 9 Millionen bei
der Barmer und 5,6 Millionen bei der DAK-Gesundheit.