Landesregierung will Innenstädte mit Millionen-Hilfen unterstützen

Wo vor der Pandemie teils dichtes Gedränge herrschte, hat die
Corona-Krise deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Leerstand ist
dabei nur eines der Probleme. Um die Innenstädte des Landes wieder
attraktiv zu machen, sollen in Niedersachsen Millionen fließen.

Hannover (dpa/lni) - Die Corona-Krise hat viele Zentren in
Niedersachsen hart getroffen und wird Innenstädte nach
Expertenmeinung nachhaltig verändern. Darauf will die Landesregierung
reagieren und betroffene Kommunen schnell dabei unterstützen, ihre
Zentren zukunftsweisend zu entwickeln. Ein gemeinsames Sofortprogramm
mehrerer Ministerien mit 117 Millionen Euro aus EU-Mitteln soll am
Mittwoch vorgestellt werden. Ein Blick in die großen Citys des Landes
zeigt, dass gute Ideen dringend nötig sind.

HANNOVER. Die Landeshauptstadt verzeichnet seit der Pandemie weniger
Besucher in der Innenstadt. Aber: «Eine Stadt wie Hannover wird das
verkraften», sagte die Hauptgeschäftsführerin vom dortigen
Handelsverband, Monika Dürrer. Ihrer Einschätzung nach haben die
Kunden das Einkaufen vor Ort vermisst. Für sie ist es daher wichtig,
in die Innenstadt zu investieren und so die Menschen zu halten und
zurückzuholen. Verkaufsoffene Sonntage seien für den Handel eine
Selbstheilung, sagte Dürrer.

Die derzeit entspanntere Corona-Lage wird für den Einkaufsstandort
als positives Signal gewertet. Aktuell sei die City wieder so
lebendig wie vor der Krise, sagte Guido Langemann von der Industrie-
und Handelskammer Hannover. Erlebnisse wie die Leinewelle würden
künftig für die Wahrnehmung der Stadt von zentraler Bedeutung sein.
Surferinnen und Surfer sollen diese künstliche Welle ab dem kommenden
Jahr nach dem Vorbild der bekannten Münchner Eisbachwelle nutzen
können.

BRAUNSCHWEIG. Die Frequenzen erholen sich in der Braunschweiger
Innenstadt nach Angaben des Stadtmarketings inzwischen spürbar.
Insbesondere die Lockerungen für Einzelhandel und Gastronomie seit
Juni hätten für eine deutliche Belebung gesorgt, sagte Sprecherin
Stephanie Horn. Die Werte vor der Pandemie würden aber noch nicht
erreicht.

Durch die Schließung des Standortes Galeria Karstadt Kaufhof entstand
mitten im Zentrum großflächiger Leerstand. Vor allem am Rand der
Innenstadt seien in den letzten Monaten einige weitere Leerstände
hinzugekommen, berichtete Horn. Nach und nach kommen ihr zufolge aber
auch wieder Anfragen für freie Mietflächen und es habe trotz Pandemie
bereits einige Neueröffnungen gegeben.

OLDENBURG. Für die Innenstadt von Oldenburg sind die wirtschaftlichen
Folgen der Corona-Krise noch nicht absehbar, wie Stadtsprecher
Stephan Onnen sagte. Ihm zufolge hat sich der inhabergeführte
Einzelhandel durch große Anstrengungen als «robust» erwiesen. Manche

größere Unternehmen haben sich aber zurückgezogen oder einen Standort

aufgegeben.

«Die Pandemie hat gezeigt, dass die künftige Innenstadt noch mehr
denn je auf das «Erlebnis» abzielen muss», so Onnen. «Neben dem
Einzelhandel und der Gastronomie werden Kultur, Wohnen und Arbeiten
weiter an Bedeutung gewinnen und das Bild der City prägen.» Leere
Geschäftsräume werden in Oldenburg mitunter für Initiativen aus den
Bereichen Kunst und Theater genutzt. «Das sorgt für Frequenz und
Aufmerksamkeit, profiliert die Innenstadt als Kultur- und
Kreativquartier und überbrückt idealerweise die Phase bis zur
gewerblichen Neuvermietung», so der Sprecher.

«Nach wie vor ist die Vielzahl der inhabergeführten Geschäfte ein
wichtiges Pfund, mit dem die Oldenburger Fußgängerzone wuchern kann.
Der Bestandspflege kommt daher große Bedeutung zu», sagte Onnen.

OSNABRÜCK. In der an vielen Stellen malerischen Innenstadt von
Osnabrück herrscht seit Jahren städtebaulicher Stillstand: Als im
Sommer 2019 ein Investor den lang angekündigten Bau eines
Shopping-Centers am zentralen Neumarkt absagte, traf das die Stadt
hart.

Ein Jahr später lieferte die Lindhorst-Gruppe aus Winsen (Aller) ein
neues Konzept: Geplant ist nun ein gemischtes, urbanes Gebiet, in dem
vor allem Wohnungen entstehen sollen. In dem neuen Quartier sollen
300 Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen entstehen, dazu
Einzelhandel für den Bedarf der neuen Bewohner. Auch Kultur- und
Bildungseinrichtungen sollen Platz finden.