Corona in «chronischer Phase» - Globale Überwachung auch bei Tieren

Berlin (dpa) - Das Coronavirus Sars-CoV-2 wird bleiben, selbst wenn
einmal der Großteil der Weltbevölkerung geimpft sein sollte - davon
geht inzwischen die Mehrheit der Experten aus. Darum wird es wichtig
sein, den Erreger dauerhaft zu überwachen - um Impfstoffe anpassen zu
können und Ausbreitungswellen früh zu bemerken. Da es sich um ein
globales Problem handle, sei eine internationale Struktur nötig,
sagte Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging
Viruses an der Universität Genf.

«Besonders jene Regionen, in denen der Zugang zu Impfstoffen
limitiert ist und die noch lange auf eine Durchimpfung der
Bevölkerung warten müssen und in denen gleichzeitig weitgehend
unkontrollierte Viruszirkulation stattfindet, stellen Risikogebiete
für neue Varianten dar», so Eckerle. In die Überwachung müssten auc
h
Nutz- und Wildtierpopulationen eingeschlossen werden.

Ein Vorbild könne das Influenza-Überwachungssystem für die jährlich
en
Grippewellen sein, sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe
Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität
Basel. «Hier besteht seit Jahren ein globales Netzwerk, das
Influenzaviren sammelt und Inzidenzen misst.» Alle sechs Monate gebe
es eine Empfehlung für die Zusammensetzung des Grippe-Impfstoffs.

Der momentane Stand sei, dass die verfügbaren Impfstoffe gegen
Corona-Varianten wie Alpha und Delta in Bezug auf Ansteckungen etwas
weniger wirksam sind, gegen sehr schwere Verläufe aber weiterhin sehr
gut schützen, erklärte Annelies Wilder-Smith, Professorin für neu
auftretende Infektionskrankheiten an der London School of Hygiene and
Tropical Medicine.

«Da die Senkung der Sterblichkeitsrate das wichtigste Ziel der
öffentlichen Gesundheit in der derzeitigen Phase der Pandemie ist,
sollte der Schwerpunkt weiterhin darauf liegen, einen größeren Anteil
der Bevölkerung rasch zu impfen, anstatt Auffrischungsdosen
bereitzustellen.» Dies sei umso wichtiger, als die Welt nicht einmal
über genügend Impfstoffe verfüge, um jedem auch nur eine erste Dosis

zu verabreichen, so Wilder-Smith. Eine rasche Durchimpfung der
Bevölkerung sei zudem die beste Strategie, um die Entwicklung von
bedenklichen Varianten zu reduzieren.