Mutmaßlicher Schnelltest-Betrug: Beschuldigter weist Vorwürfe zurück

Tatvorwurf Abrechnungsbetrug mit Schnelltests: Schon über eine Woche
lang sitzen zwei Männer aus Bochum in Untersuchungshaft. Der Anwalt
eines Beschuldigten geht jetzt an die Öffentlichkeit und weist die
Vorwürfe im Namen seines Mandanten zurück.

Bochum (dpa/lnw) - Im Fall des mutmaßlichen Abrechnungsbetrugs bei
Corona-Schnelltests durch eine Bochumer Firma hat der Anwalt eines
Beschuldigten die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Es
habe nie die Absicht bestanden, «irgendjemanden zu betrügen», sagte
der Bochumer Rechtsanwalt Reinhard Peters am Dienstag der Deutschen
Presse-Agentur. Er vertritt nach eigenen Angaben einen der beiden
inhaftierten Männer. Zuvor hatten WDR, NDR und «Süddeutsche Zeitung
»
sowie die «Westdeutsche Zeitung» (WAZ) darüber berichtet.

Die Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft
Bochum ermittelt wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges.
Ende Mai waren Geschäftsräume der Firma MediCan und Privatwohnungen
durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt worden. Zwei Verantwortliche
der Firma befinden sich seit dem 4. Juni in Untersuchungshaft. Gegen
einen weiteren Beschuldigten wird seit vergangener Woche ermittelt.
Dessen Firma stand laut Staatsanwaltschaft in geschäftlicher
Beziehung mit dem Bochumer Unternehmen. MediCan hat laut Peters den
Betrieb mittlerweile eingestellt.

Anlass der Ermittlungen waren Recherchen von WDR, NDR und
«Süddeutscher Zeitung» (SZ). Der Rechercheverbund hatte am 27. Mai
erstmals berichtet, dass Reporter an MediCan-Testzentren wesentlich
weniger Kunden gezählt hatten, als abgerechnet worden seien. Nach
früheren Angaben der SZ hatte das Unternehmen zeitweise 54
Testzentren in 36 Städten Deutschlands betrieben.

Die Staatsanwaltschaft geht laut Peters derzeit von einem Schaden in
Höhe von 15 Millionen Euro aus. Das Geld hätten die Ermittler von den
Konten des Beschuldigten beschlagnahmt, sagte Peters der WAZ. Der
Anwalt hofft, dass sein Mandant bald auf freien Fuß kommt. «Es gibt
überhaupt keine Fluchtgefahr.» Nach den ersten Ermittlungen sei er
«hier geblieben». Auch das «ganze Geld» sei noch da gewesen. Die
Staatsanwaltschaft Bochum machte am Dienstag auf Anfrage keine
weiteren Angaben zu dem Fall.

Die Staatsanwaltschaft werfe seinem Mandanten unter anderem vor, zu
viele Tests abgerechnet zu haben, sagte Peters. Dies weise sein
Mandant zurück. Die Buchführung könne dies belegen, sagte der Anwalt

der «WAZ». Ein weiterer Vorwurf betreffe die Höhe der jeweiligen
Abrechnung pro Test, die laut Staatsanwaltschaft zu hoch gewesen
seien. Dem Recherverbund sagte der Anwalt zu den Vorwürfen insgesamt:
«Wenn es hier Rückforderungen gibt, dann wird das auch in voller Höhe

erstattet. Das ist überhaupt keine Frage.» Sein Mandant habe auch
nicht versucht, irgendetwas zu verschleiern, sondern habe alles ganz
offen gemacht.

Peters sagte der dpa, dass sein Mandant an diesem Freitag einen
Haftprüfungstermin beantragen werde.