Bayern verzichtet auf Masken auf Schulhöfen - Koalition streitet

Leichtes Durchatmen für Schüler in Bayern: Auf Schulhöfen oder
Wandertagen herrscht keine Maskenpflicht mehr. Im Klassenzimmer
jedoch schon. Bayern warnt vehement davor, mühsam Erreichtes an die
Delta-Variante des Coronavirus zu verlieren.

München (dpa/lby) - Bayerns Regierungskoalition aus CSU und Freien
Wählern hat angesichts weiter sinkender Corona-Infektionszahlen die
Maskenpflicht auf Schulhöfen aufgehoben, streitet aber weiter über
die Maske im Unterricht. Man sei sich hinsichtlich der Maskenpflicht
zu zwei Dritteln einig, zu einem Drittel nicht, sagte Kultusminister
Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Sitzung des
Kabinetts, die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geleitet
worden war.

Die Freien Wähler sind der Ansicht, Grundschüler könnten die Maske
inzwischen im Unterricht abnehmen. Die CSU setzt weiter auf das
Prinzip Vorsicht und hält Lockerungen bei der Maskenpflicht in
Innenräumen für verfrüht. Erreichte Erfolge in der Pandemiebekämpfu
ng
dürften jetzt nicht verstolpert werden, sagte Staatskanzleichef
Florian Herrmann (CSU).

Lediglich zu einem Kompromiss, der den Verzicht auf die Maske für
Schülerinnen und Schüler im Freien vorsieht, hatte sich die CSU
überzeugen lassen. Neben den Pausen in der Schule gelte die Befreiung
unter freiem Himmel etwa auch für Wandertage oder Exkursionen, sagte
Herrmann. Hierfür werde es aber keine Änderung der
Infektionsschutz-Maßnahmenverordnung geben, lediglich eine
Präzisierung. Die gleiche Regelung wurde auch für Kinderhorte
vereinbart.

Man sei in einer Koalition und könne das nicht alleine ändern sagte
Piazolo, der das Gespräch im Kabinett «intensiv» nannte. Daher gelte

weiter die Rechtslage der Verordnung, die noch bis zum 4. Juli laufe.
Die Diskussion ist damit noch nicht vom Tisch. Man werde sicherlich
bei der nächsten Kabinettssitzung noch einmal darüber reden, sagte
Piazolo.

Er argumentiert dabei unter anderem damit, dass es bei der
Maskenpflicht keine klare Trennung zwischen Innenräumen und dem
Freien gebe. In Betrieben und bei privaten Feiern gebe es auch
drinnen keine Maskenpflicht. Zudem hätten gerade die Schüler schon
große Belastungen hinnehmen müssen. Herrmann berief sich dagegen auf
den Rat der Virologen zur Vorsicht in Innenräumen. Diese wolle man
«nicht in den Wind schreiben. Das wäre nicht seriös.»

Herrmann hatte auf der Basis der Einschätzung von Virologen vehement
vor der Ausbreitung der sogenannten Delta-Variante des Coronavirus
gewarnt, die zuerst in Indien bekanntgeworden war. Diese habe etwa in
Großbritannien die ohnehin bereits hochansteckende britische Variante
abgelöst und dominiere auf der britischen Insel inzwischen.

In Bayern seien bereits 132 Fälle der Delta-Variante bekanntgeworden.
Ihr Anteil sei innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit aber bereits von
zwei auf zehn Prozent auch in Bayern gestiegen, sagte Herrmann. Der
Impffortschritt sei mit knapp 50 Prozent bei Erstimpfungen und 26
Prozent bei Zweitimpfungen gut, reiche aber noch nicht aus, um dem
Pandemieverlauf alleine und ohne Einhaltung von Hygieneregeln zu
begegnen.

Wenn alle Maßnahmen so blieben wie bisher, dann würden nach
Einschätzung von Virologen die Infektionszahlen allein wegen der
Delta-Variante nach oben gehen. «Es geht nicht um Alarmismus, es geht
nicht darum, Panik zu machen», sagte Herrmann. Es lohne aber der
wissenschaftliche Blick auf die Sachlage und er mahne zur Vorsicht.

Insgesamt bezeichnete Herrmann die Entwicklung der Corona-Lage in
Bayern aber als positiv. Nur zwei der 96 Landkreise und kreisfreien
Städte lägen noch über der Grenze von 50 Neuinfektionen in sieben
Tagen pro 100 000 Einwohner. Bayernweit liege die
Sieben-Tage-Inzidenz bei 18,8, die Zahl der belegten Intensivbetten
sei deutlich gesunken, auch die Zahl der Corona-Toten pro Woche sei
deutlich nach unten gegangen.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte, Bayern halte an
seinem Plan fest, Ende Juni oder Anfang Juli den Schülern der
Abschlussklassen Angebote für Corona-Impfungen zu machen. Derzeit
liefen noch die Planungen für die Umsetzung, sagte er. «Wir planen
jetzt mal so in Richtung Ende Juni Anfang Juli, das dann zeitlich
natürlich nicht auf einmal, aber immer wieder durchzuführen und
hoffen, dass uns der Impfstoff auch zur Verfügung steht, den wir dazu
natürlich brauchen.»

Mitte Mai hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt, dass
noch im Juni in Schulen die Abschlussklassen geimpft werden und
«vielleicht noch vor den Sommerferien Schülerinnen und Schüler ab
zwölf Jahren, sobald die Impfstoffe zugelassen sind».

Insgesamt hat Bayern beim Impffortschritt anderen Bundesländern
gegenüber leicht an Boden verloren. Mit einer Quote von 46,6 Prozent
bei den Erstimpfungen lag Bayern unter den 16 Bundesländern nur an
13. Stelle. Bei den vollständig Geimpften liegt Bayern allerdings im
Mittelfeld. Holetschek führte den Rückstand auf urlaubsbedingt
weniger Impfungen während der bayerischen Pfingstferien zurück.