Namibia verschiebt Debatte über Abkommen mit Deutschland

Windhuk (dpa) - In Namibia verschiebt sich die parlamentarische
Debatte über das unterschriftsreife Abkommen zur Aufarbeitung der
deutschen Kolonialzeit. Wegen der Corona-Pandemie würden alle
Sitzungen in dieser Woche ausgesetzt, gab die Parlamentsverwaltung am
Dienstag in der Haupstadt Windhuk bekannt. «Die Aussetzung ist
begründet in der zunehmenden Zahl von Mitarbeitern und Abgeordneten,
die positiv auf Covid 19 getestet wurden.» Das Parlamentsgebäude
müsse umfangreich desinfiziert werden.

Im Winter der Süd-Hemisphäre wird Namibia wie viele andere Staaten
Afrikas gerade von einer dritten Corona-Welle überrollt. Deshalb
werden die geltenden Corona-Maßnahmen ab Mitternacht für 14 Tage
verschärft. Dies gab Präsident Hage Geingob in einer Fernsehansprache
bekannt. Demnach soll der Bezirk Windhuk, wo mehr als 52 Prozent
aller Infektionsfälle aufgetreten sind, abgeriegelt werden. Auch
sollen die Schulen für zwei Wochen geschlossen bleiben.

Mit Blick auf das mit Deutschland ausgehandelte Abkommen sagte
Parlamentssprecher David Nahongandja der Deutschen Presse-Agentur:
«Das Abkommen wurden dem Parlament bisher noch nicht vorgelegt, das
ist Sache der Regierung.» Unklar blieb, wann genau das nun für
kommende Woche vorgesehen ist.

In dem Abkommen erkennt die Bundesregierung mehr als 100 Jahre nach
den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia die
Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord
an. Die Nachkommen will Deutschland offiziell um Vergebung bitten und
mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro unterstützen. Die Verhandlungen
wurden von Beauftragten der beiden Regierungen geführt, Herero und
Nama waren eng eingebunden. Von einigen Vertretern der Volksgruppen
gab jedoch harsche Kritik.