Finale Corona-Regeln: Olympioniken drohen Ausschluss und Ausweisung Von Lars Nicolaysen und Christian Hollmann, dpa

In gut einem Monat sollen die Sommerspiele in Tokio beginnen. Jetzt
stehen die Corona-Verhaltensregeln für die Athleten endgültig fest.
Wer sich nicht daran hält, muss harte Strafen fürchten.

Tokio (dpa) - Verstöße gegen die strengen Corona-Regeln können für

die ausländischen Teilnehmer der Olympischen Spiele in Tokio
schmerzhafte Folgen bis hin zur Ausweisung aus Japan haben. Möglich
sind zudem Geldbußen, die Disqualifikation der Athleten von
Wettbewerben und in schweren Fällen sogar ein Ausschluss von
kommenden Spielen, wie die Organisatoren am Dienstag mitteilten.
Festgehalten ist das Corona-Regelwerk für die Beteiligten der
Sommerspiele im sogenannten «Playbook», das in seiner nun finalen
Version auf 70 Seiten angewachsen ist.

Eine eigene Disziplinarkommission wird mögliche Vergehen prüfen und
die Sanktionen verhängen. Man habe eine Palette möglicher Maßnahmen,

sagte Olympiadirektor Christophe Dubi vom Internationalen Olympischen
Komitee. Er betonte aber: «Die Leute kommen ja nicht hierher, um die
Regeln zu brechen.» Die Bestimmungen zum Schutz gegen das Coronavirus
treten am 1. Juli in Kraft, so die Organisatoren. Die Handbücher für
andere Teilnehmer wie die Medien folgen in den nächsten Tagen.

Neben ersten Athleten sind auch schon IOC-Vizepräsident John Coates
und seine Delegation in Japan eingetroffen. Sie wollen die letzten
Vorbereitungen bis zur Eröffnung der Spiele am 23. Juli koordinieren.
Japans Olympia-Machern und dem IOC ist es bisher nicht gelungen, die
breite Öffentlichkeit in Japan für die Spiele zu begeistern.

Tokio befindet sich noch bis Sonntag im Corona-Notstand, doch erwägt
die Regierung, die Millionenmetropole auch während der Spiele unter
eine Art Quasi-Notstand zu stellen. Coates hatte im vergangenen Monat
erklärt, die Spiele in Tokio könnten auch unter Notstandsbedingungen
durchgeführt werden und löste damit eine Kontroverse in Japan aus.

Coates, der die Koordinierungskommission des IOC leitet, wird die
nächsten drei Tage mit seiner Delegation in Quarantäne sein. Auch die
darauffolgenden elf Tage werden ihre Aktivitäten angesichts der
andauernden Pandemie eingeschränkt sein, wie Japans Organisatoren
mitteilten. IOC-Präsident Thomas Bach wird im Juli in Japan erwartet.
Ein kürzlich geplanter Besuch Bachs in Tokio war wegen des wiederholt
verlängerten Notstands verschoben worden.

Auch eine vollständige Impfung ändert für die Olympia-Beteiligten
nichts daran, dass sie sich an die strengen Verhaltensregeln halten
müssen. So müssen sich alle Olympioniken in Tokio prinzipiell täglich

auf das Coronavirus testen lassen und überall in der Öffentlichkeit
Schutzmasken tragen. Sie dürfen sich in Japan nur in zugewiesenen
Fahrzeugen bewegen. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist
verboten. Auch das Essen ist nur an bestimmten Orten mit
Anti-Corona-Maßnahmen sowie in den Unterkünften erlaubt.

Laut IOC werden 80 Prozent der Athleten im olympischen Dorf geimpft
sein. Auch das Impfprogramm für die Olympia-Mitarbeiter in Japan soll
beschleunigt werden. Die Regierung vereinbarte mit dem US-Konzern
Pfizer, dass die Impfdosen unter anderem auch für freiwillige Helfer,
Angestellte der Organisatoren und japanische Medien auf 40 000
verdoppelt werden. Das gab Olympia-Ministerin Tamayo Marukawa am
Dienstag bekannt. Die Impfungen sollen am Donnerstag im Ajinomoto
Training Center in Tokio beginnen, wo Mitglieder der japanischen
Olympia-Delegation seit 1. Juni das Vakzin erhalten.

Japans Regierungschef Yoshihide Suga hatte auf dem Gipfel der großen
Industrienationen (G7) seine Entschlossenheit bekräftigt, ungeachtet
der Pandemie und der breiten Ablehnung in der eigenen Bevölkerung die
Spiele abzuhalten. Japans Oppositionsparteien reichten am Dienstag
einen Misstrauensantrag gegen Sugas Kabinett ein, das Vorhaben wurde
jedoch von der Regierungsmehrheit abgeschmettert.