UN-Experten alarmiert wegen Berichten über Organentnahmen in China

Genf (dpa) - Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben
schwere Vorwürfe gegen China erhoben. Es gebe glaubhafte Berichte,
dass Insassen von Gefängnissen, die Minderheiten angehören, gezielt
untersucht werden, ob ihnen Organe entnommen werden könnten,
berichteten sie in Genf. Die UN-Experten befassen sich als
unabhängige Sonderberichterstatter mit Themen wie Menschenhandel,
Folter und Minderheitenrechten. Es handelt sich in der Regel um
Professoren renommierter Universitäten.

Die Experten verwiesen auf Berichte, wonach in China etwa Uiguren,
Tibeter, Muslime, Christen und Anhänger der verbotenen Kultbewegung
Falun Gong zu Bluttests sowie Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen
gezwungen werden. Die Ergebnisse würden in Datenbanken für
Organentnahmen gespeichert. Gefangenen würden dann - teils nach ihrem
Tod - Herzen, Nieren, Lebern und Hornhäute entnommen.

Die chinesische Botschaft in Genf wies dies am Montagabend als
«Verleumdungen» ohne jede Grundlage zurück. In der Volksrepublik
müssten Organspender vor einem Eingriff eine schriftliche
Einwilligung geben. Seit 2015 würden auch Hingerichteten keine Organe
mehr für Transplantationen entnommen. «Wir sind sehr besorgt, dass
die betreffenden Mandatsträger, denen elementare Denkkapazität und
Urteilsfähigkeit abgehen, auf solche plumpen Lügen hereingefallen
sind.» Alle ethnischen Gruppen seien gleichgestellt.

Von Seiten der UN-Experten hieß es weiter, China sei bereits 2006 und
2007 auf solche Praktiken angesprochen worden. Es habe keine
zufriedenstellenden Antworten gegeben, etwa auf die Frage, wo
transplantierte Organe herkommen. Die Experten riefen China auf,
unabhängige Untersuchungen zuzulassen.