Forscher für Ende der Maskenpflicht bei Outdoor-Großveranstaltungen

Freiburg (dpa/lsw) - Eine Maskenpflicht im Freien ergibt aus Sicht
des Aerosol-Forschers Gerhard Scheuch keinen Sinn mehr - auch nicht
bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Open-Air-Konzerten.
Im Außenbereich seien Übertragungen des Coronavirus schon immer fast
unmöglich gewesen, «und das gilt angesichts der derzeitigen
Inzidenzzahlen umso mehr», sagte Scheuch der «Badischen Zeitung»
(Dienstag). Aktuelle Studien aus Großbritannien stützten diese
Annahme.

Auch die Maskenpflicht in Innenräumen sei zu überdenken. Scheuch
sprach sich für mehr Abwägung je nach den örtlichen Gegebenheiten
aus: In Schulen, im Nahverkehr, in Konzertsälen, in Büros oder in
Baumärkten und großen Supermärkten brauche es keine Maske mehr, wenn

dort ausreichend gelüftet werden könne. Die Menschen müssten wieder
mehr selbst entscheiden: «Wenn man sich unwohl fühlt, weil zu viele
Menschen sich im Raum aufhalten, kann man ja eine (Maske) aufsetzen»,
sagte der Forscher. Irgendwann müsse man ja von der Maskenpflicht
wegkommen - «wenn nicht jetzt, wann dann?»

Anders sei die Lage, wenn es in Innenräumen zu Gedränge komme und die
Abstände nicht mehr eingehalten werden könnten. Dann könnten Menschen

in Aerosolwolken anderer Menschen stehen - und eine Maske würde
schützen. «Das hängt aber stark von den Inzidenzzahlen ab - hier
sollte die Politik verbindliche Vorgaben machen, ab welcher Zahl man
eine generelle Maskenpflicht aufrecht erhält und wann nicht», sagte
der Aerosol-Experte, der bis 2011 Präsident der International Society
of Aerosols in Medicine war.

Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva
Grill, hält es vorerst für wichtig, zumindest drinnen weiterhin Maske
zu tragen. «Masken sind ein einfacher und wirksamer Schutz, vor allem
in Innenräumen», so die Epidemiologin von der
Ludwig-Maximilians-Universität in München. «Es geht hier auch um den

Schutz vor ansteckenderen neuen Varianten des Virus.»

Nach der weitgehenden Aufhebung der Maskenpflicht in Dänemark von
Montag an ist auch in Deutschland eine Diskussion über den Sinn des
Mund-Nasen-Schutzes entbrannt. Zunächst könne die Maskenpflicht
draußen grundsätzlich entfallen, hatte Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) gesagt. In
Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und hoher Impfquote könne die
Pflicht auch drinnen nach und nach entfallen. FDP und AfD hatten
zuvor die komplette Aufhebung der Maskenpflicht gefordert.