Müller will Lockerungen bei Maskenpflicht im Freien

Ist die Maskenpflicht in der Corona-Pandemie noch gerechtfertigt? Die
Bundesjustizministerin sieht das kritisch. Berlins Regierender
Bürgermeister kann sich Lockerungen vorstellen. Ganz verschwinden
wird der Mund-Nasen-Schutz aber wohl noch nicht.

Berlin (dpa/bb) - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller
(SPD) hat sich für Lockerungen bei der Maskenpflicht ausgesprochen.
«Draußen denke ich schon, dass wir uns jetzt doch sehr schnell mehr
zutrauen können», sagte Müller, der derzeit Vorsitzender der
Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist, am Montag im
ARD-«Mittagsmagazin».

Bei weiter sinkenden Infektionszahlen und steigender Impfquote
erwarteten viele Leute, dass die FFP2-Maskenpflicht zurückgenommen
oder in den Außenbereichen ganz aufgegeben wird. Müller warnte jedoch
davor, unbedacht zu lockern: «Im letzten Sommer haben wir das erlebt,
wie schnell die Zahlen auch wieder nach oben gehen.» Es sei sowohl
beim Reiseverkehr als auch im öffentlichen Nahverkehr und in
geschlossenen Räumen Vorsicht angebracht.

Auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sprach sich für das Beibehalten
der Maskenpflicht in Innenräumen aus. «Draußen halte ich bei der
derzeitigen Infektionslage eine Lockerung der Maskenpflicht
beispielsweise auf Märkten oder in Einkaufsstraßen durchaus für
vertretbar», sagte die Grünen-Politikerin am Montag auf Anfrage. «Es

ist eine große Erleichterung, dass wir in vielen Lebensbereichen
wieder mehr Freiheiten genießen können», so die Senatorin. «Jetzt
darf man allerdings nicht Lockerungen mit Leichtsinn verwechseln.
Insbesondere in Innenräumen ist der Mund-und Nasenschutz ein
bewährter und sicherer Schutz gegen das Coronavirus.»

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte zuvor die
Länder aufgefordert, die Maskenpflicht zu überprüfen. Sie müssten
klären, «ob und wo eine Maskenpflicht noch verhältnismäßig ist, w
enn
die Inzidenzzahlen niedrig sind und weiter sinken», sagte sie der
«Bild am Sonntag». Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP)
forderte sogar ein komplettes Ende der Maskenpflicht. «Bei einer
klaren Inzidenz unter 35 darf der Staat gar keine Grundrechte
pauschal für alle Bürger einschränken. Die allgemeine Maskenpflicht
müsste daher bei strenger Auslegung des Infektionsschutzgesetzes
aufgehoben werden, erst recht draußen», sagte Kubicki der Zeitung.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) erklärte am Montag auf
Anfrage: «Ja, wir Länder können das regeln. Aber ich erwarte schon
vom Bundesgesundheitsminister einen Vorschlag.» Der Berliner
Boulevardzeitung «B.Z.» sagte sie, die Inzidenz falle stetig weiter,
und im August werde eine Impfquote von 70 Prozent erreicht. «Deshalb
sollten wir jetzt die Eindämmungsschritte rückwärts gehen, wobei nach

drinnen und draußen differenziert werden muss. Maske generell weg -
das geht nicht einfach so. Experten sagen, das Risiko draußen ist
geringer.»

Der Berliner Senat will am Dienstagvormittag über das Thema beraten.
Dabei steht zur Diskussion, wo auf Masken künftig eventuell
verzichtet werden könnte und ob etwa im ÖPNV oder bei
Restaurantbesuchen in den Innenräumen medizinische Masken statt der
bisher vorgeschriebenen FFP2-Masken ausreichend sind.