SPD fordert mehr Maßnahmen bei Gewinnung von Lehrkräften

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die SPD-Landtagsfraktion hat
ein Maßnahmenpaket zur Gewinnung von Lehrkräften vorgelegt, um auch
die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche abzufedern.
Besonders die Brennpunktschulen bekämen nicht das notwendigen
Personal, sagte der SPD-Bildungsexperte Jochen Ott am Montag. Durch
ein neues Listenverfahren sollten Lehrkräfte diesen Schulen
zugewiesen werden und auch deutlich höhere Zulagen bekommen.

Zugleich versuchte Ott Befürchtungen zu zerstreuen, die SPD wolle
eine Zwangsrekrutierung von Lehrern in sozial benachteiligten
Stadtteilen. Wenn Lehrer einmal an solche Schulen kämen, seien viele
nach kurzer Zeit begeistert. «Aber diese große Einstiegshürde ist nun

mal da.» Vorstellbar sei, dass junge Lehrkräfte zwei oder drei Jahre
nach der Berufsausbildung an eine Schule mit besonders hohem
Lehrermangel gingen. Eine Zwangsrekrutierung werde auf Dauer nicht
erfolgreich sein. Schulleiter sollten ihre Teams auch selber
aussuchen können.

Dem Studienabbruch in den naturwissenschaftlichen und technischen
MINT-Fächern solle gezielt mit Anreizsystemen und finanziellen
Fördermaßnahmen begegnet werden, heißt es weiter in einem SPD-Antrag

für das Plenum. In den nächsten zehn Jahren fehlten in NRW fast 26
000 Stellen für Lehrkräfte in den MINT-Fächern. Bis 2025 fehlten mehr

als 26 000 Absolventen für das Grundschullehramt fehlen.

Jedes Jahr bekomme das Finanzministerium Millionen Euro für nicht
besetzte Lehrerstellen zurück, sagte Ott. 2019 seien es rund 226
Millionen Euro gewesen, 2020 sogar 266 Millionen Euro gewesen. Diese
Ressourcen würden den Schulen vorenthalten. Das Lehramtsstudium müsse
flexibler gestaltet werden, so dass Studenten nach dem Bachelor noch
in verschiedene Masterstudiengänge für das Lehramt wechseln könnten.


Der Jugend- und Bildungsforscher Klaus Hurrelmann von der Hertie
School in Berlin sagte, die Corona-Pandemie habe «wie in einem
Brennglas» die Schwachstellen im Schulsystem gezeigt. Fast 30 Prozent
der Kinder und Jugendlichen seien Studien zufolge in der Pandemie
nicht nur leistungsmäßig, sondern auch sozial zurückgeblieben. Es sei

eine Spaltung der Schülerschaft eingetreten: Einige hätten von der
Pandemie profitiert, weil die Eltern sie unterstützen konnten, andere
hätten nur Nachteile erlitten. Die Krise habe gezeigt, dass Familien
und Schulen in ihrem Zusammenspiel systemrelevant seien. Schulen
müssten stärker zu kommunalen und Quartierszentren werden.