Debatte über Erhalt der Impfzentren - Ministerberatungen am Mittwoch

Berlin (dpa) - Vor den Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz am
Mittwoch rückt die Debatte über die Zukunft der Impfzentren in den
Fokus. «Impfzentren sind sehr teuer», sagte der Vorsitzende des
Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der «Augsburger
Allgemeinen» (Montag). Eine Impfung dort sei siebenmal teurer als
beim Hausarzt. Die Impfzentren seien geschaffen worden, um die
Hausärzte von der Bürokratie - etwa der Priorisierung - zu entlasten
und eine gerechte Verteilung des knappen Impfstoffs zu gewährleisten,
sagte Montgomery. Wenn es genug Impfstoff gebe und die Bürokratie
wegfalle, könnten in den meisten Regionen die niedergelassenen Haus-
und Fachärzte die Impfungen «hervorragend übernehmen». Alles stehe

und falle mit ausreichenden Impfstoffmengen.

Ähnlich sieht das die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine
Aschenberg-Dugnus. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass die
Ärzte mehr und zuverlässig Impfmittel erhalten. «Dann können die
Impfzentren demnächst auch auslaufen», sagte sie der «Augsburger
Allgemeinen».

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach widersprach in derselben
Zeitung. Deutschland könne sehr schnell wieder auf die Einrichtungen
angewiesen sein. «Impfzentren sind auch eine Anlaufstelle für alle,
die keinen Hausarzt haben», argumentierte Lauterbach. Und sie seien
eine sehr wichtige Säule, um eventuelle Nachimpfungen im Herbst zu
bewältigen.

Für den längerfristigen Betrieb der Impfzentren hatte am Wochenende
auch der Deutsche Städtetag geworben. Hauptgeschäftsführer Helmut
Dedy verwies in der «Passauer Neuen Presse» darauf, dass von den
Zentren aus die mobilen Impfteams in Pflegeeinrichtungen und soziale
Brennpunkte starten. Der Chef des Hausärzteverbandes, Ulrich
Weigeldt, bezeichnete es im Redaktionsnetzwerk Deutschland hingegen
als fraglich, Strukturen mit so hohen Kosten aufrechtzuerhalten.

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz und bayerische
Ressortchef Klaus Holetschek (CSU) sagte der Deutschen
Presse-Agentur: «Ich denke, die Impfzentren sollten auf jeden Fall
bis Ende des Jahres beibehalten werden.» Dafür sprächen gerade die
Auffrischungsimpfungen, die ab Herbst notwendig sein könnten. Es gebe
viele Gründe für die Forderungen der Länder, die Impfzentren weiter
betreiben zu wollen, hatte auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach
der jüngsten Konferenz mit den Länderchefs erklärt.

Laut Robert Koch-Institut wurden bisher etwa zwei Drittel aller
Impfungen in den Zentren vorgenommen, ein Drittel in Arztpraxen. Die
Hausärzte stiegen flächendeckend am 7. April in die Impfungen ein.
Die Betriebsärzte folgten am 7. Juni.