Scharfe Kritik an G7-Gipfel: «Kolossale Enttäuschung»

Carbis Bay (dpa) - Entwicklungsorganisationen haben die Ergebnisse
des Gipfels der reichen Industrienationen (G7) scharf kritisiert.
Nach dem Abschluss des dreitägigen Treffens am Sonntag im englischen
Carbis Bay wurde bemängelt, dass nicht genug für die Impfkampagne im
Kampf gegen die Corona-Pandemie in armen Ländern getan worden sei.
Auch im Klimaschutz drückten sich die sieben Wirtschaftsmächte weiter
um ihre Verantwortung. «Eine kolossale Enttäuschung», sagte Jörn
Kalinski von Oxfam International.

«Angesichts des größten Gesundheitsnotstands seit einem Jahrhundert
und einer Klimakatastrophe, die unseren Planeten zerstört, ist die G7
den Herausforderungen in keiner Weise gerecht geworden», sagte
Kalinski. «Noch nie in der Geschichte der G7 war die Kluft zwischen
dem, was die Welt braucht, und dem, was beschlossen wurde, so groß.»
Der Schutz der Patente von Pharmaunternehmen sei ihnen wichtiger als
der Schutz der Menschen. Es müsse Know-how transferiert und eine
Produktion in ärmeren Ländern aufgebaut werden.

«Die ärmeren Länder bleiben Empfänger der Großzügigkeit der rei
chen
Industrienationen», sagte auch Marwin Meier von World Vision zu den
geplanten Impfspenden. «Partnerschaftlichkeit sieht anders aus.» Das
Kinderhilfswerk sprach von «halbgaren Plänen und verpassten Chancen».

Das Treffen habe gezeigt, «dass es an gutem Willen nicht fehle, aber
an der Kraft zur Umsetzung wirklich effektiver Programme».

Der One-Direktor für Afrika, Edwin Ikhuoria, sah unzureichende
Fortschritte der Staats- und Regierungschefs zur Lösung der globalen
Gesundheitskrise. «Die harte Wahrheit ist, dass sie Cornwall
verlassen und versagt haben, die echten Maßnahmen zu ergreifen, um
die Pandemie zu beenden und den globalen Aufschwung zu starten.»

Der Gipfel sei der Moment gewesen, um in der Krise historische
globale Führung zu zeigen, «nicht nur eine gute Party am Strand zu
schmeißen», sagte One-Direktor Romilly Greenhill mit Blick auf den
Grillabend des britischen Gastgebers Boris Johnson am Samstag.