Reisen wieder an mehr Orte möglich - trotzdem im Zeichen der Pandemie

Buchungszahlen zeigen: Die Menschen in Deutschland haben Lust auf
Urlaub. Kurz vor Beginn der Sommerferien in den ersten Ländern sind
mehr Urlaubsregionen keine Risikogebiete mehr. Aber auch dieser
Sommer steht wieder im Zeichen der Krise.

Berlin (dpa) - Einige Tage vor Beginn der Sommerferien in den ersten
Bundesländern haben Reisende wieder mehr Möglichkeiten bei der Wahl
ihres Urlaubsziels. In den nächsten Wochen stehen laut
Luftverkehrswirtschaft wieder deutlich mehr Orte als noch im
vergangenen Sommer auf dem Plan. Dazu passt, dass viele beliebte
Reiseziele seit Sonntag nicht mehr als Corona-Risikogebiete zählen -
etwa ganz Österreich sowie Teile Griechenlands, Kroatiens und der
Schweiz.

Auch die Inseln Madeira in Portugal und Zypern sowie zwölf weitere
Länder auf dem Balkan, in Osteuropa, Asien und Nordamerika gelten
nach sinkenden Corona-Infektionszahlen nicht mehr als Risikogebiete,
darunter die USA und Kanada. Wer aus einem dieser Gebiete auf dem
Landweg nach Deutschland kommt, muss künftig keinerlei
Einreisebeschränkungen wegen Corona mehr beachten. Flugpassagiere
müssen noch einen negativen Test vorweisen. Ganz entfallen
Reisehürden dadurch aber nicht: Regeln anderer Staaten für die
Einreise aus Deutschland bleiben davon unberührt.

Ab Juli sollen von Deutschland aus wieder 217 Orte in 38 Ländern
angeflogen werden, teilte der Bundesverband der Deutschen
Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Freitag mit. Das sind demnach fast so
viele Ziele wie vor der Pandemie im Jahr 2019. Damals standen
von Deutschland aus 226 Destinationen auf dem Flugplan. «Die Welt ist
wieder deutlich erreichbarer als in den letzten 15 Monaten», sagte
BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Auch außerhalb Europas

wird der Luftverkehr wieder ausgeweitet. Ab Juli sollen wieder 48
nicht-europäische Länder angeflogen werden, darunter auch die USA mit
25 Zielen. Touristische Reisen dorthin sind allerdings noch nicht
möglich.

Dass die Reiselust bei den Bürgern zurückkehrt, lasse sich an den
Buchungen ablesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des
Deutschen Reiseverbands (DRV), Dirk Inger. Vor allem Pauschalreisen
ans Mittelmeer seien gefragt. Die Menschen würden allerdings noch
vergleichsweise kurzfristig buchen.

Dabei sollen Pauschalurlauber bald über einen millionenschweren Fonds
besser gegen eine Pleite des Reiseveranstalters abgesichert sein. Der
Bundestag beschloss in der Nacht zum Freitag die Einrichtung eines
Sicherungsfonds, in den die Veranstalter selbst einzahlen müssen.

Hintergrund ist die Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im
September 2019. Die Versicherung hatte damals nur einen Bruchteil der
Kosten ersetzt, weshalb schließlich der Staat einsprang. Der Fonds
soll ab November einspringen - und Vorauszahlungen der Kunden, den
Rücktransport gestrandeter Urlauber und deren Unterbringung bis zum
Rücktransport garantieren. Er löst grundsätzlich die bisherige
Absicherung durch Versicherungen oder Bankbürgschaften ab.

Dass die Krise noch nicht vorbei ist, lässt sich aber auch am Angebot
ablesen. Zwar werden viele Ziele wieder angeboten, doch in deutlich
niedrigerer Frequenz als gewöhnlich. So werde die Zahl der geplanten
Abflüge in europäische Länder laut Daten des BDL in diesem Sommer um

34 Prozent unter denen von 2019 liegen. Die Buchungszahlen stiegen
zwar wieder deutlich, blieben aber weit hinter dem Niveau der
Vorjahre zurück, sagte Inger. Sie lägen bei lediglich rund einem
Drittel des Vorkrisenniveaus. Er schätze, dass sich das Niveau über
den Sommer auf rund 40 Prozent einpendeln werde.

Trotz Lockerungen und mehr Flügen ins Ausland steht auch der
diesjährige Reisesommer ganz im Zeichen der Pandemie. «Der Reisende
sollte vor Antritt der Reise noch mal genau prüfen, was sich im
Zielland geändert hat», sagte Inger. «Er sollte möglichst alle
notwendigen Dokumente, also Testnachweise, Impfnachweise griffbereit
haben.»

Neben dem zusätzlichen Aufwand müssen Reisende oft auch tiefer in die
Tasche greifen. Einer Auswertung des Buchungsportals Check24 zufolge
kosteten Hin- und Rückflug für die zehn am häufigsten im Mai
gebuchten Ziele im Schnitt 16 Prozent mehr als 2019. Besonders stark
zogen demzufolge die Preise für Flüge in die Niederlande (plus 114
Prozent), in die Schweiz (101 Prozent) und nach Österreich (81
Prozent) an.

«Ein Hauptgrund für die steigenden Flugpreise ist, dass die
Fluggesellschaften in der Corona-Pandemie vorsichtiger geplant
haben», erklärte Sebastian Sager, Geschäftsführer Flüge bei Check
24.
«Dadurch stehen generell geringere Kapazitäten zur Verfügung als in
den Vorjahren. Gleichzeitig sind Anbieter bei steigender Nachfrage
weniger gezwungen, Rabatte zu gewähren.»

Wer sich am Urlaubsort ein Auto mieten will, muss dafür zum Teil
deutlich mehr auf den Tisch legen als im Jahr vor der Pandemie. Vor
allem auf beliebten Urlaubsinseln zogen die Preise für Mietwagen nach
Beobachtung von Check24 in jüngerer Zeit kräftig an - im Durchschnitt
um etwa ein Viertel (23 Prozent). Ein Grund für die Preissprünge nach
Einschätzung des Buchungsportals: Viele Vermieter sind nicht in der
Lage, ihre während der Pandemie verkleinerten Mietwagenflotten
kurzfristig wieder aufzustocken.