Merkel zieht positives Fazit des ersten G7-Gipfels mit Biden

Carbis Bay (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel hat ein positives Fazit
des ersten G7-Gipfels mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden gezogen.
«Durch die Wahl von Joe Biden zum amerikanischen Präsidenten ist ja
die Welt nicht so, dass sie keine Probleme mehr hätte. Aber wir
können mit neuem Elan an der Lösung dieser Probleme arbeiten», sagte

Merkel am Sonntag am Rande des G7-Gipfels im südwestenglischen
Cornwall. Auf die Frage, ob sie von ihren Kollegen der Gruppe der
großen demokratischen Industrienationen ein Abschiedsgeschenk
erhalten habe, antwortete die Kanzlerin: «Ich habe nur gute Wünsche
bekommen. Und keine Geschenke.» Merkel tritt nach bald 16 Jahren als
Kanzlerin bei der Bundestagswahl im September nicht mehr an.

Merkel bescheinigte dem G7-Gipfel, er habe ein «ganz eindeutiges
Bekenntnis zu einer regel- und wertebasierten multilateralen Welt
abgegeben». «Die G7 wollen sich engagieren in den großen Themen, die

wir heute zu bewerkstelligen haben.» Es gehe natürlich zunächst um
die Bekämpfung der Pandemie - man sei sich einig, dass diese nur
global besiegt werden könne. «Wir wollen für eine bessere Welt
agieren», versprach die Kanzlerin. Die «Amerika-zuerst»-Politik von
Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die Arbeit der G7 in den
vergangenen Jahren stark belastet. Auch zwischen Trump und Merkel gab
es ein schwieriges Verhältnis.

Sie begrüße sehr, dass man als G7-Gruppe konkreter geworden sei.
«Manchmal drücken wir unsere Ideale aus, aber es ist noch nicht ganz
klar, dass wir auch sagen: Wo sind wir vielleicht als G7 noch nicht
so gut, (...) wie wir es sein sollten.» Deswegen sei es eine wichtige
Initiative, dass man sich bei Infrastrukturprojekten besser abstimmen
und sie besser finanzieren wolle. «Denn wir müssen uns ja schon damit
auseinandersetzen, dass China zum Beispiel eine recht erfolgreiche
Infrastrukturpolitik zum Teil betreibt. Da können wir nicht tatenlos
zusehen.» Die G7-Gruppe müsse zeigen, «dass wir ein wichtiger und
erfolgreicher Faktor bei der Entwicklungsarbeit auf der Welt sind».

Merkel sprach auch das Thema Menschenrechte an. Es gebe «eine
Vielzahl von internationalen Plätzen, an denen die Demokratie nicht
so gelebt werden kann, wie wir uns das vorstellen würden. An denen
Menschen leiden.» Die Kanzlerin erwähnte ausdrücklich das Thema
Zwangsarbeit in China. «Insgesamt glauben wir, dass Demokratie sich
dann am besten durchsetzt, wenn wir eine regelbasierte, multilaterale
Kooperation haben, zu der wir alle einladen.»