Lüneburg fördert Vielfalt in der Innenstadt - nicht nur Barber-Shops

Lüneburg will für die gebeutelte City nicht nur Fördermittel
einsetzen: Ein neues Innenstadtbüro soll Leerstände beseitigen und
bei der Digitalisierung kleiner Läden helfen. Ganz wichtig ist die
Vielfalt.

Lüneburg (dpa/lni) - Die Stadt Lüneburg geht mit einem Innenstadtbüro

gegen Leerstand und die Häufung von Billigläden vor. «Wir machen die

Feuerwehrarbeiten, damit die Stadt gut aus den Startlöchern kommt»,
sagt Innenstadtkoordinator Christoph Steiner. Wichtig ist dabei die
Vernetzung sowie Digitalisierung der Händler und Gastronomen. «Wir
sind relativ früh dran, haben das Rad aber nicht erfunden.» In vielen
coronagebeutelten Städten im Land bilden sich Initiativen. Gemeinsame
Plattformen nennen sich unter anderem «Stadtretter», auf denen mehr
als 800 Kommunen vernetzt sind.

Den Lüneburgern liegt besonders am Herzen, die kleinen Unternehmer zu
fördern und die Vielfalt zu erhalten. Es gebe einfach zu viele
Nagelstudios, Shisha-Geschäfte und Barber-Shops, also Friseurläden
vor allem für die Bartpflege. «Nur so lange die Mischung stimmt, kann
man damit leben», sagt der 68 Jahre alte Steiner. Eine wichtige
Aufgabe sei es auch, mit Vermietern ins Gespräch zu kommen, damit
nicht immer die erste Anfrage angenommen wird.

«Ich versuche, auch mit frustrierten Mietern und Vermietern ins
Gespräch zu kommen oder teilweise aus unmoralisch langen
Mietverträgen zu kommen», erzählt Steiner. Die Monatsmieten lägen o
ft
im hohen vierstelligen Bereich. Vor der Pandemie gab es einen
Leerstand von 15 bis 17 Flächen in der Innenstadt. Derzeit bewegt er
sich zwischen 27 und 28 Räumen. «Das Drama hält sich noch in
Grenzen.»

Zusammen mit dem Digitallotsen Jens Kullin geht Steiner auf die
Händler zu. In dem neuen Büro mitten in der Hansestadt stehen die
Türen zudem weit auf. Händler bekommen von dem freiberuflichen
Ingenieur für technische Informatik kostenlose Beratungen. «Das ist
ein richtig toller Schachzug, diese Idee hat mich überzeugt», sagt
Kullin. Er fragt jeden Interessierten: Wo soll es in den kommenden
drei Jahren hingehen, wie digital wird schon gearbeitet?

Nicht immer muss es eine Webseite sein, manchmal ist ein Newsletter
mit Gutscheinen genau das Richtige. «Die jungen Leute sind digitaler.
Es geht darum, wie kriege ich die Angebote an die Smartphone-User»,
erklärt der 52-Jährige, der bis Ende des Jahres mitwirkt.