Schweizer Volksabstimmung nach Streit um Pestizide und Antibiotika

Bern (dpa) - Die Befürworter werben mit Babys, die Gegner mit
Schokolade: Nach wochenlangem Streit stimmen die Schweizer am Sonntag
unter anderem über ein Verbot synthetischer Pestizide und strengere
Regeln für Bauern ab. Auch ein Antiterrorgesetz und
Corona-Entschädigungen für Unternehmer stehen zur Volksabstimmung.

Eine der umstrittenen Umweltinitiativen will die ganze Schweiz zum
Bio-Agrar-Land machen und sämtliche synthetische Pflanzenvernichter
verbieten, ebenso wie Importe von Nahrungsmitteln, die unter Einsatz
solcher Pestizide hergestellt wurden. Die andere will Bauern nur noch
Subventionen zugestehen, wenn sie keine Pestizide brauchen, weniger
Antibiotika einsetzen und nur noch so viele Tiere halten, wie sie mit
Futter vom eigenen Hof versorgen können. Bei einer weiteren Vorlage
geht es um ein CO2-Gesetz, mit dem die jährlichen CO2-Emissionen bis
2030 verglichen mit 1990 halbiert werden sollen. Dazu gehört eine
Abgabe von bis zu 120 Franken (etwa 110 Euro) pro Flugticket.

Die Agrarinitiativen machten Rohstoffe viel teurer, warnt die
Nahrungsmittelindustrie. Wenn nur noch Kakao ohne Pestizide für
Schokolade verwendet werden dürfe, drohe der Preis der Schokolade um
30 Prozent zu steigen. Auch der Bauernverband lehnt die Initiativen
ab. Auf dem Land sind überall Plakate mit der Aufschrift «Zwei Mal
Nein zu den extremen Agrarinitiativen» zu sehen.

Befürworter der Initiative gegen synthetische Pestizide warben
dagegen mit dem Foto eines Babys, auf dem ein Warnschild klebt, das
auf giftige Inhaltsstoffe hinweist. Der Verband der Ökobauern sagt,
der Anbau ohne synthetische Pestizide sei möglich. Die Vorlagen
standen in Umfragen lange hoch im Kurs, doch drehte sich der Wind
zuletzt.