Stuttgart testet Geräte zum Distanzmessen - Saarland-Uni beteiligt

Stuttgart/Saarbrücken (dpa/lrs) - Mit einem neuen Messgerät für
Distanzen könnte das Nacht- und Kulturleben bei größeren
Menschenmengen deutlich sicherer werden. Das verspricht sich die
Stadt Stuttgart, die einen sogenannten Distanztracker im Feldversuch
über mehrere Monate testen will. Die Tracker in der Größe einer
Scheckkarte sollen Besucher warnen, wenn sie einander zu nahekommen,
und dabei helfen, enge Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln,
teilte die Stadtverwaltung am Freitag mit. Das Projekt sei gemeinsam
mit der Universität des Saarlandes entwickelt worden und habe
Landesregierung und Städtetag in Baden-Württemberg überzeugt. Am
kommenden Donnerstag (17. Juni) soll der Gemeinderat entscheiden.

Zielgruppe sei zunächst der Stuttgarter Club- und Kulturbereich,
infrage kämen aber auch zum Beispiel Kaufhäuser, sagte der
Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr. «Die Besucher erhalten
beim Betreten der Location einen Tracker, der zu jedem Zeitpunkt die
genaue Position des Besuchers erkennt.» Ein Echtzeit-Warnsystem
piepse oder vibriere bei potenziell gefährlichen Begegnungen. Auch
sei nachvollziehbar, welche Menschen sich für wie lange in
unmittelbarer Nähe zueinander befunden haben.

«Das System hat den Charme, dass man auf einem engen Raum die Leute
mit Kontakten schnell identifizieren kann und nicht gleich die ganze
Masse der Menschen im Raum in Quarantäne schicken muss», sagte Lehr
der dpa. Gesundheitsämter würden bei der Nachverfolgung entlastet und
Ressourcen bei Tests oder in Laboren geschont. Sollte der Gemeinderat
zustimmen, ist das Projekt laut Stadt auf neun Monate angelegt. Die
Stadt will 495 500 Euro investieren.

Unter dem Titel «SaarCoKids» hat Lehr bereits eine saarlandweite
Studie aufgesetzt, bei der die elektronische Distanzmessung als Teil
eines Projekts unter anderem in drei Schulen erfasst wird.