Ministerin warnt vor Stigmatisierung von Kindern in der Pandemie

Die Situation von Kindern und Jugendlichen in und nach der
Corona-Pandemie beschäftigen die Politik in Niedersachsen und Bremen.
Was brauchen die Jungen nach dieser schwierigen Zeit? Niedersachsens
Gesundheitsministerin warnt vor einer Stigmatisierung.

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Ministerin für Gesundheit und
Soziales, Daniela Behrens (SPD), hat davor gewarnt, Kinder und
Jugendliche wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie als «verlorene
Generation» zu bezeichnen. Während einer Debatte im niedersächsischen

Landtag sagte sie, die Jüngeren dürften jetzt nicht stigmatisiert
werden. «Kinder und Jugendliche haben eine schwierige Zeit hinter
sich und müssen den ein oder anderen Lernrückstand aufholen. Aber wir
haben keine defizitäre und auch keine verlorene Generation», so die
Ministerin. Am Freitag debattierten die Abgeordneten in Hannover über
den Umgang mit den Jüngeren jetzt und nach der Pandemie.

In einem Antrag forderten die Regierungsfraktionen von SPD und
CDU unter anderem, dass die Bedürfnisse von Kinder und Jugendlichen
künftig bei den Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie mehr
Berücksichtigung finden. Außerdem gelte es, die negativen Folgen der
Pandemie für Kinder und Jugendliche abzuschwächen und die
Impfstrategie für junge Menschen weiterzuentwickeln. Ein Ausschuss
soll nun sinnvolle Maßnahmen erarbeiten.

«Wir wollen den Kindern und Jugendlichen zeigen, dass wir ihre
monatelangen Einschränkungen und Entbehrungen nicht als
selbstverständlich hinnehmen», sagte die CDU-Abgeordnete Laura
Hopmann. «Dazu gehört auch, dass wir ihnen im Sommer Zeit zum
Durchatmen geben, ihnen die Ferienfreizeiten, die gemeinsamen
Ausflüge und die Beschäftigung in Gruppen wieder ermöglichen - und
ihre Eltern bei der Betreuung entlasten», so Hopmann. Mit der
Beteiligung am Aktionsprogramm «Aufholen nach Corona» wolle das Land
Niedersachsen mit der Unterstützung des Bundes im kommenden Jahr rund
480 Millionen Euro für die Organisation außerschulischer Aktivitäten

ausgeben.

Der jugendpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Lars Alt,
sagte, der Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und CDU sei ein
«Eingeständnis der eigenen Untätigkeit» gegenüber Kindern und
Jugendlichen in der Pandemie. Nach Auffassung der Grünen setzt das
Aufholpaket des Bundes den Akzent bislang zu sehr auf das
«Nachholen». Das Land müsse daher eigene Akzente setzen, bei denen
die Erholung von Kinder und Jugendlichen im Vordergrund stehe.

Auch in Bremen gab es am Freitag Beratungen zur Situation von Kindern
und Jugendliche in der Pandemie. Experten aus der Jugendhilfe kamen
bei einer Beratung des Bremer Senats über mögliche Hilfen zusammen.
Kinder und Jugendliche seien zwar medizinisch am wenigstens gefährdet
gewesen, sagte der Bremer Kinderarzt Stefan Trapp. Aber sie hätten im
Lockdown «eine große Solidaritätsleistung für die Gesamtbevölkeru
ng»
erbracht.

Die meisten Familien seien noch gut durch den Lockdown in der ersten
Corona-Welle im vergangenen Frühjahr gekommen, sagte der Psychiater
Marc Dupont. Aber ab dem Jahreswechsel, mitten in der zweiten Welle,
hätten sich die Fälle in seiner Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie gehäuft. Als eine Schlussfolgerung sagten die
Experten, dass die Einrichtungen der Sozial- und Jugendhilfe sich
nicht wieder so weit zurückziehen dürften, wie dies im Lockdown
geschehen sei.