Unternehmen bekamen bislang rund 13 Milliarden Euro Corona-Hilfen

Zuschüsse, Steuererleichterungen, Kredite oder Bürgschaften:
Unternehmen konnten in der Corona-Krise verschiedene Hilfen in
Anspruch nehmen. Minister Al-Wazir rechnet für den Sommer mit einem
Konjunkturschub - warnt aber zugleich.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Seit Beginn der Corona-Pandemie sind von Bund
und Land gut 13 Milliarden Euro zur Unterstützung hessischer
Unternehmen und Soloselbstständiger geflossen. Das teilten
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und Finanzminister Michael
Boddenberg (CDU) am Freitag in Wiesbaden mit. Inzwischen nehme die
Wirtschaft erkennbar wieder an Fahrt auf, erklärte Al-Wazir. «Die
dritte Infektionswelle ist gebrochen, und in diesem Quartal werden
wir positive Konjunkturzahlen sehen.»

Für den Sommer könne man mit einem deutlichen Schub rechnen, für den

Herbst bestehe die Chance, das Vorkrisenniveau zu erreichen, sagte
Al-Wazir. Die Arbeitslosigkeit sei diesen Mai nicht nur im Monats-,
sondern erstmals auch wieder im Jahresvergleich gesunken, die
Anzeigen zur Kurzarbeit seien weiter zurückgegangen.

Die Summe der Corona-Hilfen von 13 Milliarden Euro umfasst Zuschüsse,
Darlehen, Kredite, Bürgschaften und zum größten Teil steuerliche
Erleichterungen. «Das hat vielen hessischen Betrieben geholfen, die
beiden Lockdowns zu überstehen», sagte Boddenberg. Die Hilfen gehen
auf rund 751 000 Anträge zurück.

Boddenberg und Al-Wazir warnten jedoch davor, die Krise voreilig für
beendet zu erklären: Das Virus bleibe gefährlich, «und die Folgen der

vergangenen Monate werden uns lange beschäftigen». Deshalb würden
Hilfsangebote für Unternehmen vorerst beibehalten. «Unser Ziel bleibt
weiterhin, möglichst alle gesunden Firmen mit tragfähigem
Geschäftsmodell trotz der Pandemie im Markt zu halten», erklärten die

Minister.

Vom Darlehensprogramm «Hessen-Mikroliquidität» seien beispielsweise
bislang rund 243 Millionen Euro an insgesamt mehr als 8350 kleine und
mittlere Unternehmen geflossen. Das Programm habe die Zielgruppe
erreicht, und deshalb werde es bis Ende des Jahres verlängert, sagte
Al-Wazir. Bis zu 374 Millionen Euro stünden zur Verfügung.

Die Finanzämter hätten bislang fast 520 000 Anträge für steuerlic
he
Hilfen in der Corona-Krise bewilligt, die mit 8,8 Milliarden Euro den
Großteil der Unterstützung ausmachten, erklärte Boddenberg.
Stundungen, herabgesetzte Steuerzahlungen und weitere Hilfen hätten
dafür gesorgt, dass in unzähligen Fällen die dringend notwendige
Zahlungsfähigkeit von Unternehmen erhalten geblieben sei.

Der Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages,
Eberhard Flammer, dankte für die Unterstützung - mahnte aber auch:
«Insgesamt müssen die staatlichen Hilfen nun zurückgefahren werden.
»
Weder das Land noch der Bund könnten die Betriebe aus der Krise
führen. «Das können die Unternehmen nur selbst», erklärte Flammer
.
Die maßgeblich von den Betrieben erwirtschafteten Steuermittel seien
endlich.

«Die Zuversicht ist da, jetzt braucht die Wirtschaft aber eine
schnelle, verantwortbare Rückkehr zur Normalität», erklärte Flammer
.
Dafür müsse die Landesregierung ihren Corona-Stufenplan anpassen:
«Während die Inzidenzen rapide gesunken sind, fehlen im Plan der
Landesregierung Schritte zur Normalität.» Die Corona-Einschränkungen

müssten jetzt weitestgehend fallen - auch im Handel, im Gastgewerbe
und im Veranstaltungswesen.