Länder wollen Corona-Regeln für Großveranstaltungen erarbeiten

Wie könnten die Corona-Regeln für Großveranstaltungen aussehen? Vor
allem SPD-geführte Länder möchten dazu Klarheit. Die Runde der
Regierungschefs mit Merkel überträgt das Thema erst einmal einer AG.

Berlin (dpa) - Die Bundesländer wollen einen einheitlichen Rahmen zum
Umgang mit Großveranstaltungen unter Corona-Bedingungen erarbeiten.
Vor allem SPD-regierte Bundesländer meldeten vor den Gesprächen der
Länder-Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am
Donnerstag Abstimmungsbedarf an - auch mit Blick auf die anstehende
Fußball-Europameisterschaft. Die unionsregierten Länder, das von den
Grünen geführte Baden-Württemberg und das Kanzleramt traten aber dem

Vernehmen nach auf die Bremse. Das Thema wurde schließlich einer
Arbeitsgruppe auf Ebene der Staatskanzleichefs übertragen, die dazu
auch einen Beschluss fassen soll.

In der zweiten Augusthälfte wird es nach Merkels Worten wieder eine
Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) geben. Dann werde man sich
ansehen, wie der Impffortschritt sei und wie sich die Mutationen
verbreitet hätten. «Wir haben einen Sommer, der uns viele
Möglichkeiten gibt, die wir lange Monate nicht hatten, aber wir
sollten nicht sorglos sein, sondern die Lage immer wieder sehr, sehr
genau beobachten», sagte die Kanzlerin.

Dem Vernehmen nach wünscht sich die SPD-Seite etwa grundlegende
Rahmenbedingungen für Zuschauer bei Großveranstaltungen in
Innenräumen und Open-Air abhängig von der Inzidenz, der Impfquote und
einer verbindlichen Test- und Maskenpflicht. Der MPK-Vorsitzende,
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, es
gehe etwa um Musikveranstaltungen, die von einem Bundesland in das
nächste zögen, oder um Sportevents.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält Lockerungen für
Großveranstaltungen noch für verfrüht. Die Lage sei zwar sehr
positiv, es wachse jedoch jeden Tag die Sorge über die Entwicklung in
Großbritannien, wo sich die sogenannte Delta-Variante des Virus stark
ausbreite, sagte der CSU-Chef. Daher könne jetzt nicht alles ohne
Regeln freigegeben werden. «Wir sollten nicht kopflos sein», betonte
Söder. Dies gelte gerade auch für den Umgang mit Großveranstaltungen,

wo etwa die jeweilige Form der Veranstaltung - also etwa ob es sich
um ein Rockkonzert oder um ein Fußballspiel handle, sehr
unterschiedlich zu bewerten seien. Entscheidend seien zudem sowohl
die Inzidenzzahlen als auch eine hohe Impfgeschwindigkeit.

Auch Berlins Regierungschef Müller sah die Zeit für
Großveranstaltungen mit sehr vielen Menschen noch nicht gekommen.
«Wir können jetzt eine echte Perspektive für den Sommer und den
Herbst entwickeln mit Veranstaltungen mit Tausenden Menschen»,
erklärte er. «Aber ich sehe noch nicht, dass wir das ab morgen
zulassen können oder zulassen sollten. Es sei jetzt genau die
richtige Zeit, um dafür ein entsprechendes Konzept zu formulieren.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich am Donnerstag
zurückhaltend zu der Frage geäußert, ob wegen der entspannteren
Corona-Lage im Herbst wieder Volksfeste möglich sein sollten. Er
finde es schwer, dies jetzt schon «so rum oder so rum» entscheiden zu
können, sagte er. «Eins haben wir immer gesagt: Das, was als letztes
wieder gehen können wird, ist Party.» Partys, Großveranstaltungen,
Feiern, Karneval, Wiesn, Schützenfest seien «leider genau das, wo
dieses Virus sich am schnellsten ausbreitet».

Merkel zeigte sich erfreut über die aktuelle Corona-Lage: «Die
Entwicklung ist extrem erfreulich zurzeit, was die Fallzahlen
anbelangt.» Die Anstrengungen der vergangenen Monate hätten sich
gelohnt. Zugleich warnte sie: «Corona ist damit nicht verschwunden.»
Insbesondere die Delta-Variante, die zuerst in Indien aufgetreten
ist, mache Sorgen. «Wir sind im Grunde in einem Wettlauf mit dem
Impfen. Jeder Tag, den wir eine geringe Nachweisbarkeit dieser
Variante haben, ist ein guter Tag.» Derzeit sei man bei 2,5 Prozent.

Söder wünschte sich eine Fortführung der Impfzentren über den 30.
September hinaus. «Wir brauchen immer wieder Rückfall- und
Notfall-Optionen und immer wieder auch Infrastrukturen, die uns in
Ergänzung zu unserer Ärzteschaft auch helfen können, in größeren

Mengen solche für Impfungen vorzunehmen.» Bund und Länder seien
allesamt aufgefordert, sich dahinter zu klemmen müssen, «dass die
zugesagten Bestellungen» der Impfstoffe auch wirklich geliefert
würden. «Das muss unsere Hauptaufgabe sein», sagte Söder.