Digitaler Impfnachweis in NRW anfangs an nur wenigen Stellen

Der gelbe Impfausweis ist zu einem wichtigen Dokument im Alltag und
beim Reisen geworden. Vollständig Geimpfte können sich zusätzlich
einen digitalen Impfnachweis zur Nutzung in Apps erstellen lassen.
Dafür wird aber noch vor Ort an technischen Lösungen gearbeitet.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Der neue digitale Corona-Impfnachweis wird in
Nordrhein-Westfalen zunächst nur an wenigen Orten zu bekommen sein.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen erklärten am Donnerstag, dass in
den Praxen und Impfzentren noch keine elektronischen Impfzertifikate
ausgestellt werden könnten. Damit bleibt am Anfang für vollständig
Geimpfte nur der Weg über die Apotheken zum digitalen Impfnachweis.
Einige von ihnen wollen bereits am Montag mit diesem Service starten.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein kündigte für ihr Gebiet den

Postversand des E-Zertifikats automatisch in den nächsten Wochen an.
Das gelte für diejenigen, die im Impfzentrum ihre Zweitimpfung
erhalten und den Termin über die KV Nordrhein oder die Kommunen
gebucht haben. Über den QR-Code, den die Post enthalten werde,
könnten die Daten in die dafür vorgesehenen Apps hochgeladen werden.

Der neue digitale Corona-Impfnachweis soll jetzt in Deutschland
schrittweise starten. Nach einer Testphase werden sich nach und nach
Impfzentren, Praxen und Apotheken anschließen, wie
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin
sagte. «Aber nicht alle sind heute oder morgen schon angeschlossen.»

Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des weiterhin
gültigen gelben Impfhefts aus Papier. Deutschland setzt damit ein
Vorhaben der Europäischen Union um. Dafür wurden einheitliche Details
eines Zertifikats vereinbart, mit dem man Impfungen, Tests und
überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Per App soll
damit ein Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen eingesetzt
werden können und zur Sommerferienzeit Reisen in Europa erleichtern.

«Ab dem kommenden Montag (14.06.) soll das Zertifikat in Apotheken zu
bekommen sein, allerdings wird dies noch nicht in den nordrheinischen
Arztpraxen und Impfzentren möglich sein», erklärte die KV Nordrhein

auf ihrer Internetseite am Donnerstag. Der Ausdruck der E-Zertifikate
in den Impfzentren werde voraussichtlich erst Ende Juni möglich sein.

Im Moment könnten in den Praxen und Impfzentren noch keine
elektronischen Impfzertifikate ausgestellt werden, hieß es am
Donnerstag auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Viele Softwarehersteller befänden sich noch in der technischen
Entwicklung und Erprobung der Verfahren. Auch müssten noch
verschiedene Datenschutzaspekte geklärt werden.

Die 1. Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Anke
Richter-Scheer, sagte der dpa, sie könne noch kein Datum nennen, ab
wann auch Hausärzte das digitale Impfzertifikat ausstellen können.
Zugleich verwies sie darauf, dass die internationalen Impfausweise
weiterhin gültig seien. Es bleibe grundsätzlich jedem Arzt selbst
überlassen, ob er den elektronischen Ausweis ausstelle oder nicht.

«Die Hausärzte sind offen für den Einsatz, aber eine unbürokratisch
e
und technisch einfache Lösung ist zwingend notwendig», sagte eine
Sprecherin des Hausärzteverbandes Nordrhein. Bis Mitte Juli solle
eine technische Lösung bereitstehen, die das Ausstellen der
Impfzertifikate direkt aus dem Praxisverwaltungssystem ermögliche.

Die Apotheken werden nach Einschätzung ihres Regionalverbandes
Nordrhein die ersten sein, die den digitalen Corona-Impfpass in der
Fläche anbieten werden. «Zum Start am Montag werden es noch nicht so
viele Apotheken sein, weil die Apotheken noch technische, personelle
und zum Teil auch räumliche Voraussetzungen schaffen müssen. Aber ein
Teil wird auf jeden Fall dabei sein», hatte der Vorsitzende des
Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, am Mittwoch gesagt.

Nach den Daten des Robert Koch-Instituts vom Donnerstag ist in
Nordrhein-Westfalen inzwischen fast jeder vierte Einwohner
vollständig gegen Corona geimpft. Die Quote beträgt in NRW 24,6
Prozent und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 23,9.
Mindestens einmal geimpft ist fast jeder zweite Einwohner von NRW.
Die NRW-Quote von 49,6 liegt über dem Bundesdurchschnitt von 47,0.