Feuerwehrbericht 2020: Erstmals seit 2009 weniger Einsätze

Die Berliner Feuerwehr musste 2020 zum ersten Mal seit 2009 zu
weniger Einsätzen ausrücken. Welche Rolle spielte dabei die
Corona-Krise?

Berlin (dpa/bb) - Weniger Einsätze, weniger Übergriffe, mehr Brände:

Die Corona-Pandemie hat sich nach Einschätzung von Innensenator
Andreas Geisel (SPD) auch auf die Berliner Feuerwehr ausgewirkt. Zum
ersten Mal seit 2009 ging im vergangenen Jahr die Zahl der Einsätze
leicht zurück. «Wenn Sportvereine nicht trainieren können, gibt es

weniger Sportunfälle. Und wenn weniger Besucherinnen und Besucher in
unserer Stadt sind, verletzen sich weniger Menschen», sagte Geisel
auf der Pressekonferenz zur Jahresbilanz 2020 am Donnerstag. Das
bilde sich in den Einsatzzahlen ab. «Wir dürfen also nicht davon
ausgehen, dass wir eine Trendwende hätten», sagte Geisel weiter. 

Laut der neuen Bilanz lag die Gesamtzahl von Krankenwagenfahrten,
Rettungseinsätzen, technischen Hilfeleistungen und Brandlöschungen im

vergangenen Jahr bei 470 238. Das waren rund 8000 (1,6 Prozent)
Einsätze weniger als 2019. Meistens ging es um Notfalleinsätze (355
177). Es gab auch rund 15 000 Transporte von an Covid-19 Erkrankten
oder Corona-Verdachtsfällen. Im Durchschnitt bewältigte die Feuerwehr

1288 Einsätze am Tag, vor allem mit ihren Kranken- und Rettungswagen.

Nur bei einem Bruchteil der Alarmierungen ging es um das Löschen von
Bränden - dennoch stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr laut Geisel

um 27 Prozent. Gab es 2019 noch 6688, waren es im vergangenen Jahr
8493 Einsätze. Diese Entwicklung führte Geisel ebenfalls auf die
Pandemie zurück: Es habe sich gezeigt, dass, wenn mehr Menschen in
den eigenen vier Wänden bleiben, die Zahl der Brandereignisse steigt.
«Die Menschen haben ordentlich zu Hause gekocht», sagte der
SPD-Politiker.

In der neuen Bilanz liegt wieder besonderes Augenmerk auf dem Thema
Angriffe oder Übergriffe auf Sanitäter, Notärzte oder
Feuerwehrleute. Im Vergleich zum Jahr davor sank die Zahl von
registrierten Angriffen auf 117 (2019: 211). In der Hälfte der Fälle

gingen die Aggressionen von den Patienten aus. Landesbranddirektor
Karsten Homrighausen bezeichnete die Angriffe auf Rettungskräfte als
ein «völliges No Go». Zwar sei die Zahl gesunken. «Aber es sind imm
er
noch 117 Fälle zu viel», sagte er. Es gebe auch ein Dunkelfeld von
nicht gemeldeten Vorfällen.

Die Zahl der bei Übergriffen verletzten Einsatzkräfte sank nach
Angaben von Innensenator Andreas Geisel von 35 auf 12. Als einen
Grund für den Rückgang nannte er, dass Silvester 2020 nicht die
Auswüchse hatte wie in den Vorjahren. Geisel kündigte an, das Thema
weiterhin intensiv zu beobachten. Um die Einsatzkräfte besser zu
schützen, sollen diese mit Bodycams - kleinen Kameras an der Kleidung
- ausgestattet werden. Als Teil eines Pilotprojekts sollen 30 der
Kameras Ende Juli zum Einsatz kommen, sagte Geisel nach der
Pressekonferenz.

Nahe dem besetzten Haus «Rigaer 94» in Berlin-Friedrichshain
wurden Feuerwehrleute und Polizisten in der Nacht zu Donnerstag mit
Steinwürfen massiv angegriffen. Verletzt wurde niemand. Mehrere
Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr wurden beschädigt. Nach dem
Einsatz fand die Polizei mehr als 50 Pflastersteine auf der Straße.