Freiwilliger Corona-Impfpass fürs Handy startet - schrittweise

Kurz vor der Hauptreisezeit geht der lange geplante digitale Nachweis
für Corona-Impfungen an den Start. Er ist eine praktische Ergänzung
zum Impfheft auf Papier, für Millionen Bürger aber erst nachträglich.


Berlin (dpa) - Einen vollen Corona-Impfschutz kann man künftig auch
auf dem Handy vorzeigen - mit einem digitalen Impfpass, der jetzt
schrittweise starten soll. Nach einer Testphase sollen sich nun nach
und nach Impfzentren, Praxen und Apotheken ans System anschließen,
wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag sagte.
«Aber nicht alle sind heute oder morgen schon angeschlossen.» Bis
Ende Juni solle die Anwendung namens «CovPass» dann aber für alle
Interessenten zur Verfügung stehen. Mehrere Millionen schon geimpfte
Menschen sollen den digitalen Nachweis nachträglich bekommen können.

Spahn sagte, vor den Sommerferien gebe es nun eine auch europaweit
gültige Lösung, Impfungen mit dem Smartphone nachzuweisen. Die jetzt
in den App-Stores verfügbare Anwendung kann als Beleg bei gelockerten
Corona-Beschränkungen dienen und soll auch Reisen erleichtern. Dabei
geht es um eine freiwillige Ergänzung des weiterhin gültigen gelben
Impfheftes aus Papier. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung betonte,
es werde nicht sofort einen flächendeckenden Start in den Praxen
geben. Technische Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische
Abläufe seien noch nicht gegeben.

DAS PROJEKT: Deutschland setzt mit dem CovPass ein Vorhaben der
Europäischen Union um. Die EU-Länder und das EU-Parlament hatten sich
auf Details eines Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests
und überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Die EU habe
die Chance, damit einen Standard zu setzen, sagte Spahn. Der digitale
Nachweis werden nun bundesweit akzeptiert werden. Ziel sei, dies auch
in Helsinki, Amsterdam und auf Mallorca der Fall sei. So eine
länderübergreifende Anwendung gebe es auf der Welt sonst nicht.

DIE TECHNISCHE LÖSUNG: Den digitalen Nachweis soll man sich direkt in

Praxen oder Impfzentren erstellen lassen können. Dafür wird ein Code
erzeugt, den man gleich mit dem Smartphone abscannen oder auf Papier
mitnehmen und später scannen kann. Genutzt werden kann der Nachweis
dann über eine kostenlose App, die ihn lokal auf dem Handy speichert.

DIE NACHTRÄGLICHE LÖSUNG: Knapp 20 Millionen Bürger sind inzwisch
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schon vollständig geimpft, ehe der digitale Nachweis starten konnte.
Sie können ihn aber nachträglich bekommen. Viele Bundesländer würde
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in diesen Tagen beginnen, per Post einen QR-Code nach Impfungen in
Impfzentren zu verschicken. Den Code kann man dann einscannen. Ärzte
und Apotheken können ebenfalls nachträglich Zertifikate erstellen.
Viele Apotheken wollen dies ab kommendem Montag anbieten, wie die
Branchenvereinigung ankündigte.

DIE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN: Um Missbrauch zu vermeiden, dürfen nur
autorisierte Personen den digitalen Impfnachweis erstellen. Geschieht
dies nachträglich ausgehend vom Papier-Impfheft, soll man auch einen
Ausweis vorzeigen müssen. Apotheken sollen Impfbücher auf Fälschungen

überprüfen, wie sie es bei anderen Dokumenten wie Rezepten auch schon
tun. Auch wegen dieses Aufwands sollen sie jeweils 18 Euro Vergütung
für das nachträgliche Erstellen der Digital-Nachweise bekommen.

DIE ALTERNATIVE: Der digitale Impfnachweis kann nicht nur über die
neue «CovPass»-App angezeigt werden, sondern auch in der offiziellen
Corona-Warn-App des Bundes - die schon mehr als 28 Millionen Mal
heruntergeladen wurde. Experten schätzen, dass 25 Millionen Menschen
sie aktiv nutzen. Der Unterschied: Die «CovPass»-App hat anders als
die Corona-Warn-App keine Kontaktverfolgungsfunktion.

LOB und TADEL: Der Digitalverband Bitkom begrüßte die «rasche
Einführung der CovPass-App rechtzeitig vor den Sommerferien». Die
Regierung habe in der Pandemie «doch noch einen digitalen Sprint
hingelegt.» Wichtig sei jetzt, dass die Übertragung des Impfstatus
unkompliziert erfolgen könne - an möglichst vielen Orten und ohne
Schlangen vor Apotheken und später auch Praxen und Impfzentren. Der
Bitkom bemängelte, dass dazu ein rein digitaler Weg fehle. Ein
Online-Portal, auf dem anhand von Chargennummer, Name, Geburtsdatum
und Impfdatum das Zertifikat beantragt werden kann, wäre eine
deutliche Entlastung gewesen. Eine solche Variante sollte künftig
noch zur Verfügung gestellt werden.

DREI PLATTFORMEN: Die CovPass-App wird im Gegensatz zur offiziellen
Corona-Warn-App nicht nur für iPhones von Apple und
Android-Smartphones mit Google Play Services angeboten, sondern auch
für die populären Smartphones des chinesischen Techriesen Huawei.
Weil die Impfnachweis-App ohne die Google-Dienste auskommt, greift
hier das von den USA verhängte Technologie-Embargo gegen die Chinesen
nicht.

VORZEIGEN UND CHECKEN: Parallel zur CovPass-App zum digitalen
Impfnachweis kommt auch die Überprüfungs-Anwendung CovPass Check in
die App-Stores. Damit können beispielsweise Restaurant-Betreiber mit
einem schnellen Scan des vorgezeigten QR-Codes aus dem CovPass
überprüfen, ob die Gäste einen vollständigen Impfschutz haben. Sie

bekommen dabei nur den Impfstatus und den Namen des Gastes angezeigt,
den sie mit dem Personalausweis oder einem anderen Ausweis-Dokument
abgleichen müssen.