Baden-Württemberg setzt Dekra auf unseriöse Corona-Teststellen an

Wenn Bürger wiederholt Zweifel daran äußern, dass bei
Corona-Schnelltests alles mit rechten Dingen zugeht, dann weckt das
einen üblen Verdacht. In Baden-Württemberg soll jetzt eine
Prüfgesellschaft die florierende Testbranche kontrollieren.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Prüfgesellschaft Dekra soll künftig nach
schwarzen Schafen unter den Anbietern von Corona-Schnelltests in
Baden-Württemberg suchen. Der Dienstleister sei beauftragt worden, um
die Arbeit der Gesundheitsämter zu unterstützen, teilte das
Landessozialministerium am Donnerstag mit. Die Kontrollen fänden
stichprobenartig und unangekündigt statt und erstreckten sich
«flächendeckend auf alle Stadt- und Landkreise», hieß es.

Zuletzt waren landes- aber auch bundesweit immer mehr
Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Betrieb von
Corona-Schnelltestzentren publik geworden. Die Polizei Freiburg etwa
hatte am Dienstag mitgeteilt, Ermittlungen eingeleitet zu haben. Das
Landeskriminalamt habe vereinzelte Hinweise auf Unregelmäßigkeiten,
die die Polizeipräsidien vor Ort auf strafrechtliche Relevanz
prüften, sagte ein Sprecher. Gesundheitsämter schlossen vereinzelt
Teststellen.

Der Verdacht auf Testbetrug in großem Stil in Deutschland war durch
eine Veröffentlichung von WDR, NDR und «Süddeutscher Zeitung» Ende

Mai aufgekommen. Die Zahl der von den Teststellen abgerechneten Tests
überstieg die Zahl der von den Reportern beobachteten Besucher an
einzelnen Tagen deutlich. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat
mittlerweile reagiert. Derzeit wird eine geänderte Testverordnung
zwischen den Bundesministerien abgestimmt. Demnach sollen Betreiber
von Teststellen für die Entnahme des Abstrichs ab 1. Juli nur noch 8
Euro abrechnen können. Bisher waren es 15 bei ärztlichen und 12 Euro
bei anderen Anbietern.

«Die Tests sind ein wichtiger Baustein, um die Öffnungen
abzusichern», erklärte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne
Lucha (Grüne). «Es ist deshalb entscheidend, dass diese qualitativ
korrekt durchgeführt werden.» Bei den Kontrollen gehe es vor allem um
die Einhaltung der Hygieneregeln und die korrekte Durchführung der
Tests. Weil mittlerweile genügend Teststellen vorhanden seien, würden
künftig keine neuen Anbieter mehr zugelassen, teilte das Ministerium
weiter mit.

Zuvor hatte die Stadt Freiburg angekündigt, ihrerseits mit
verschärften Kontrollen gegen unseriöse Anbieter vorgehen zu wollen.
Teams des Gesundheitsamts sollen ab kommender Woche unangekündigte
Kontrollen durchführen, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte.
Polizei, Ordnungsamt und Gesundheitsamt hätten dazu ein koordiniertes
Vorgehen vereinbart.

Dass jetzt das Land die Dekra beauftragt habe, begrüße man, sagte ein
Sprecher der Stadt. «Wir sehen Handlungsbedarf.» Bürger hätten
wiederholt Zweifel an der Seriosität einzelner Teststellen geäußert.

So habe es Beschwerden über unprofessionelles Personal und
mangelhafte Zustände bei er Hygiene gegeben.