Digitaler Impfnachweis noch nicht bei Hausärzten

Der Impfausweis ist zu einem wichtigen Dokument im Alltag und beim
Reisen geworden. Vollständig Geimpfte können sich nun zusätzlich
einen digitalen Impfnachweis erstellen lassen. Einige Apotheken
wollen das ab Montag anbieten. Die Hausärzte benötigen noch Vorlauf.

Unna/Köln/Berlin (dpa/lnw) - Den neuen digitalen Corona-Impfnachweis
können vollständig gegen Corona Geimpfte vorerst noch nicht bei den
Hausärzten in Nordrhein-Westfalen bekommen. «Es müssen noch einige
Detailfragen geklärt werden. Ein genauer Zeitpunkt, ab wann auch
Hausärzte das digitale Impfzertifikat ausstellen können, ist mir noch
nicht bekannt», sagte die 1. Vorsitzende des Hausärzteverbandes
Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer, auf dpa-Anfrage am Donnerstag.
Zugleich verwies sie darauf, dass die internationalen Impfausweise
weiterhin gültig seien. Es bleibe grundsätzlich jedem Arzt selbst
überlassen, ob er den elektronischen Ausweis ausstelle oder nicht.

Auch bei den Hausärzten im Rheinland müssen noch Voraussetzungen für

den neuen digitalen Impfnachweis geschaffen werden. «Die Hausärzte
sind offen für den Einsatz, aber eine unbürokratische und technisch
einfache Lösung ist zwingend notwendig», sagte eine Sprecherin des
Hausärzteverbandes Nordrhein der dpa am Donnerstag. Der Aufwand für
die Praxen müsse möglichst gering sein. Bis Mitte Juli soll nach den
Verbandsangaben eine technische Lösung bereitstehen, die das
Ausstellen der Impfzertifikate direkt aus dem Praxisverwaltungssystem
ermögliche. «Vorher werden die nordrheinischen Hausarztpraxen keine
Zertifikate mit QR-Code ausstellen», erklärte die Sprecherin.

Der neue digitale Corona-Impfnachweis soll jetzt in Deutschland
schrittweise starten. Nach einer Testphase werden sich nun nach und
nach Impfzentren, Praxen und Apotheken anschließen, wie
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin
sagte. «Aber nicht alle sind heute oder morgen schon angeschlossen.»

Die Apotheken werden nach Einschätzung ihres Regionalverbandes
Nordrhein die ersten sein, die den digitalen Corona-Impfpass in der
Fläche anbieten werden. «Zum Start am Montag werden es noch nicht so
viele Apotheken sein, weil die Apotheken noch technische, personelle
und zum Teil auch räumliche Voraussetzungen schaffen müssen. Aber ein
Teil wird auf jeden Fall dabei sein», hatte der Vorsitzende des
Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, am Mittwoch gesagt. Den
Bedarf für den digitalen Impfpass schätze der Verband auf etwa 1000
potenzielle Nachweise pro Apotheke.

Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des weiter
gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Deutschland setzt damit ein
Vorhaben der Europäischen Union um. Dafür wurden einheitliche Details
eines Zertifikats vereinbart, mit dem man Impfungen, Tests und
überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Per App soll
damit ein Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen eingesetzt
werden können und zur Sommerferienzeit Reisen in Europa erleichtern.

Nach den Daten des Robert Koch-Instituts vom Donnerstag ist in
Nordrhein-Westfalen fast jeder vierte Einwohner vollständig gegen
Corona geimpft. Die Quote beträgt in NRW 24,6 Prozent und liegt damit
über dem Bundesdurchschnitt von 23,9. Mindestens einmal geimpft ist
fast jeder zweite Einwohner von NRW. Die NRW-Quote von 49,6 liegt
ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt von 47,0.