Und schon wieder: Cannstatter Volksfest wird wegen Corona abgesagt

Die Stadt Stuttgart hat erneut die Reißleine gezogen: Das 175.
Cannstatter Volksfest wird abgesagt.

Stuttgart (dpa) - Nach der Absage des Münchner Oktoberfests wegen des
Coronavirus findet auch das Cannstatter Volksfest in Stuttgart erneut
nicht statt. Das teilte die Stadt am Mittwoch mit. Das zweitgrößte
Volksfest in Deutschland war vom 24. September bis zum 10. Oktober
2021 geplant. Vor Corona haben jedes Jahr rund 3,5 bis 4 Millionen
Menschen das Volksfest besucht. Zuerst hatte die «Bild» berichtet.

Schausteller und Marktkaufleute sollen sich stattdessen mit Ständen
und Fahrgeschäften in der City präsentieren dürfen, außerdem wird d
er
Weihnachtsmarkt verlängert, wie die Stadt am frühen Mittwochabend
nach Gesprächen mit den Beschickern des Volksfestes und den
Festwirten mitteilte. Die 7-Tage-Inzidenz in der
baden-württembergischen Hauptstadt lag zuletzt bei 35,7.

Anders als in München, wo die Entscheidung über das Oktoberfest
bereits Anfang Mai gefallen war, hatte die Stadt Stuttgart zuletzt
immer wieder betont, sie werde zum «spätmöglichsten Zeitpunkt»
entscheiden.

Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) verteidigte die Entscheidung:
«Ich bin ein leidenschaftlicher Freund und Anhänger unseres
Cannstatter Volksfestes», sagte er im Anschluss an ein mehrstündiges
Gespräch mit den Betroffenen. «Aber leider lassen es die
Rahmenbedingungen und Einschränkungen in Pandemiezeiten sowie die
fehlende Planungssicherheit nicht zu, das Cannstatter Volksfest in
diesem Jahr durchzuführen.»

Um den Schaustellern und Marktkaufleuten entgegen zu kommen, bietet
ihnen die Stadt laut Mitteilung für den Zeitraum Juli bis September
etwa 30 Standorte in der Innenstadt an, an denen sie ihre Stände und
Fahrgeschäfte aufbauen können. Die Stadt will hierfür auch das Land
gewinnen. «Mein Vorschlag ist es, die Stände um die Königin der
Fahrgeschäfte, um ein Riesenrad, zu ergänzen», sagte Nopper.

Die erneute Absage trifft wirtschaftlich nicht nur Schausteller,
Wirte und Budenbesitzer, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer
und Einzelhändler. Am Wasen hängen laut der Homepage rund 2500
Arbeitsplätze direkt.

«Da blutet einem das Herz, das ist schließlich unser Arbeitsplatz»,
sagte der Chef des Schaustellerverbands im Südwesten, Mark Roschmann,
der Deutschen Presse-Agentur. Die Schausteller hätten seit Beginn der
Corona-Krise fast gar nicht arbeiten können und nur einen geringen
Teil des Umsatzes eingefahren. «Wir haben gekämpft bis zum Schluss
und es ist frustrierend, aber wir müssen den Willen der Stadt und die
unsicheren Prognosen des Gesundheitsministeriums akzeptieren», sagte
er.

In der Branche der Schausteller und Marktkaufleute, die Schätzungen
zufolge etwa 1000 Betriebe mit 3000 Beschäftigten zählt, sind fast
ausschließlich Familienbetriebe aktiv. «Einige werden die Krise nicht
überleben», hatte Roschmann zuletzt vorhergesagt. Die Möglichkeit,
Stände und Fahrgeschäfte in der City aufzubauen, sei «ein Bonbon, das

ist immerhin besser als gar nichts».