Digitaler Impfnachweis geht an den Start - Apotheken machen mit

Der gelbe Impfausweis dürfte bei vielen lange ein Schattendasein in
der Schublade gefristet haben. Corona hat ihn zur Eintrittskarte
gemacht. Jetzt kommt eine digitale Variante. Die ersten Apotheken
wollen Montag startklar sein.

Berlin/Köln/Münster (dpa/lnw) - Der digitale Corona-Impfpass in
Deutschland soll an diesem Donnerstag an den Start gehen. Die
Anwendung namens «CovPass» werde Schritt für Schritt ausgerollt und
in den App-Stores verfügbar sein, sagte ein Sprecher des
Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch in Berlin. Ressortchef Jens
Spahn (CDU) wolle Einzelheiten dazu am Donnerstag vorstellen, hieß es
weiter. Der digitale Nachweis kann zudem auch in der offiziellen
Corona-Warn-App des Bundes angezeigt werden. Die Macher der
Tracing-App veröffentlichten in der Nacht zum Mittwoch die aktuelle
Version 2.3.2 in den App-Stores von Apple und Google.

Der vorgesehene digitale Nachweis soll eine freiwillige Ergänzung des
weiter verwendbaren gelben Impfheftes sein. Die EU-Länder und das
EU-Parlament hatten sich kürzlich auf Details eines europaweiten
Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene
Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Das soll auch Reisen
erleichtern. Den digitalen Nachweis soll man sich künftig direkt in
Praxen oder Impfzentren erstellen lassen und dann per Smartphone
nutzen können. Auch nachträgliche Ausstellungen sollen möglich sein -

etwa bei Ärzten und Apotheken. Vor dem Start war ein Testlauf in
ausgewählten Impfzentren begonnen worden. Die Einführung («Roll-Out
»)
starte nun am Donnerstag, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Die Smartphone-App «CovPass» hat anders als die Corona-Warn-App keine
Kontaktverfolgungsfunktion. Die Warn-App der Bundesregierung wurde
bislang mehr als 28 Millionen Mal heruntergeladen. Experten schätzen,
dass sie von rund 25 Millionen Menschen aktiv genutzt wird.

Die Apotheken werden nach Einschätzung ihres Regionalverbandes
Nordrhein die ersten sein, die den digitale Corona-Impfpass in der
Fläche anbieten werden. «Zum Start am Montag werden es noch nicht so
viele Apotheken sein, weil die Apotheken noch technische, personelle
und zum Teil auch räumliche Voraussetzungen schaffen müssen. Aber ein
Teil wird auf jeden Fall dabei sein», sagte der Vorsitzende des
Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, der dpa am Mittwoch zu
den eigenen Planungen. Den Bedarf für den digitalen Impfpass schätze
der Verband auf etwa 1000 potenzielle Nachweise pro Apotheke.

Preis geht nach den bisherigen zusätzlichen Angeboten beispielsweise
für Corona-Schnelltests und Grippeschutzimpfungen davon aus, dass
nach einem schrittweisen Aufbau jede vierte Apotheke im Rheinland den
Service des digitalen Corona-Impfpasses anbieten werde. Dabei könnte
die Möglichkeit einer Reservierung, einer Terminbuchung über das
Internet, angesichts der zu erwartenden Nachfrage sinnvoll sein.
«Nicht jede Apotheke wird mitmachen können. Die Hauptaufgabe der
Apotheken ist die Versorgung mit Arzneimitteln», erklärte er.

Wer den digitalen Corona-Impfpass haben wolle, müsse den Impfausweis
und seinen Personalausweis vorlegen. Die Apotheke erfasse nur wenige
Daten, die zum Erstellen eines QR-Codes elektronisch ans Robert
Koch-Institut übermittelt und nach wenigen Minuten wieder gelöscht
würden. «Wer fünf Minuten später in die Apotheke zurückkommt, wei
l er
seinen Ausdruck verloren hat, muss noch mal von vorn beginnen»,
unterstrich Preis. Den ausgedruckten QR-Code könnten die Geimpften zu
Hause abfotografieren und in Corona-Apps mit entsprechenden
Funktionen nutzen. «Wie bei einem Flugticket gibt es einen Code.»

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe geht davon aus, dass die meisten
Apotheken bereit seien, diese Aufgabe zu übernehmen. «Die Zahl der
Nachfragen der Apotheken hier beim Verband zeigt, dass die
Bereitschaft und das Interesse der Apotheken vor Ort groß ist», sagte
Sprecherin Nina Grunsky der dpa. «Zahlen, wie viele Apotheken sich
beteiligen, können wir allerdings noch nicht nennen.» Die Apotheken
könnten sich seit Mittwoch auf einem Portal des Deutschen
Apothekerverbandes für diese Aufgabe anmelden. «Deshalb wird das
Angebot zum Start der Aktion am kommenden Montag noch begrenzt sein.»

Die Apotheker prüften zum einen die Impfdokumentation - zum Beispiel
Impfpass oder Impfbescheinigung aus dem Impfzentrum - sowie die
Identität der geimpften Person - mittels Personalausweis oder Pass.
«Diese Dokumente sollten die Geimpften folglich auch bei sich
tragen.» In der Regel solle die Ausstellung des Impfnachweises durch
die Apotheken nur erfolgen, wenn die Impfung in räumlicher Nähe, also
in der gleichen Gemeinde oder im gleichen Landkreis stattgefunden
habe. «Damit wird bezweckt, dass die Form der Nachweise sowie die
ausstellenden Leistungserbringer (Ärzte beziehungsweise Impfzentren)
bekannt sind. In begründeten Einzelfällen sind Abweichungen möglich.
»