Kultusminister beraten über neues Schuljahr unter Corona-Bedingungen

Drohen auch im nächsten Schuljahr wieder Schulschließungen? Die
Kultusminister der Länder beraten an diesem Donnerstag, wie es
weitergeht nach dem Sommer. Auch über das Thema Antisemitismus an
Schulen wird gesprochen.

Berlin (dpa) - Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) berät am
Donnerstag über das weitere Vorgehen an den Schulen nach den
Sommerferien. Aktuell normalisiert sich der Schulbetrieb angesichts
sinkender Corona-Zahlen zwar wieder, und einige Länder lockern auch
die Maskenpflicht in den Einrichtungen. Allerdings ist nicht
absehbar, wie die Lage im Herbst sein wird. Die Ministerinnen und
Minister wollen bei ihrer Videokonferenz außerdem eine Empfehlung für
den Umgang mit Antisemitismus an Schulen verabschieden.

Die brandenburgische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Britta
Ernst (SPD) hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, die Schulen nach
dem Sommer in voller Präsenz zu öffnen - und zwar unabhängig davon,
ob Kinder geimpft sind oder nicht.

Auch die designierte Chefin der größten deutschen
Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, geht davon aus, dass die
Schulen nach den Sommerferien mit normaler Klassenstärke starten
können. Ihrer Ansicht nach bleiben aber Unsicherheiten: Es sei zum
einen nicht klar, wie sich die Corona-Zahlen im Sommer und Herbst
entwickelten. Und sie sei ziemlich sicher, dass nicht alle Kinder und
Jugendlichen sowie deren Eltern bis zum Schuljahresbeginn geimpft
seien, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Zum Thema
Kinder-Impfung ergänzte Finnern: «Sie sollen ein Angebot bekommen. Ob
sie das annehmen, müssen Eltern, Kinder und Jugendliche selbst
entscheiden.»

Insgesamt rechnet die künftige GEW-Chefin nicht damit, dass es nach
den Ferien erneut zu so drastischen Einschränkungen kommen wird wie
in diesem Schuljahr. Das sei eigentlich unvorstellbar. «Ich glaube
nicht, dass wir noch einmal in eine Situation kommen, in der Schulen
mehrere Monate geschlossen werden müssen.»

Finnern, bisher Landeschefin der GEW in Nordrhein-Westfalen, soll am
Donnerstag bei einem digitalen Gewerkschaftstag zur neuen
Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft gewählt werden und die
langjährige Vorsitzende Marlis Tepe ablösen.

«Wichtig ist, dass die Bundesländer jetzt die Phase bis zum kommenden
Schuljahr nutzen, um in den Schulen zu investieren», forderte sie. Es
gehe nicht nur um Luftfiltergeräte, sondern auch darum, dass Fenster
sich öffnen lassen, Heizungen funktionieren und es in jedem Raum ein
Waschbecken gibt. «Das ist eine dringende Aufgabe, damit es im
kommenden Winter einen verlässlicheren Betrieb gibt.»

Wegen der stark sinkenden Corona-Infektionszahlen hatte Bayerns
Kultusminister Michael Piazolo zuletzt Lockerungen bei der
Maskenpflicht an Schulen gefordert, wie sie in einigen Bundesländern
bereits angekündigt worden sind. «Die Maskenpflicht ist ein großer
Eingriff in die Freiheit und wir müssen immer wieder kritisch
hinterfragen, ob sie noch verhältnismäßig ist», sagte er. Mit Blick

auf die KMK forderte Piazolo «einen intensiven Austausch» für ein
bundeseinheitliches Vorgehen.

Bei ihren Beratungen wollen die Ministerinnen und Minister auch eine
gemeinsame Empfehlung der KMK, des Zentralrats der Juden in
Deutschland und der Bund-Länder-Kommission der
Antisemitismusbeauftragten zum Umgang mit Antisemitismus in der
Schule beschließen. In der Videokonferenz zugeschaltet sind der
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster,
und die Vorsitzenden der Bund-Länder-Kommission, Felix Klein und
Samuel Salzborn.

In einem Entwurf der Empfehlung, der der dpa vorliegt, sind unter
anderem Hilfestellungen für Lehrkräfte enthalten. So werden
Unterschiede zwischen politischem, sozialem, religiösem und
rassistischem Antisemitismus erklärt. Empfohlen wird in dem Papier
auch, dass neben der zwingend nötigen Thematisierung des Holocaust im
Geschichtsunterricht «das Judentum im Unterricht nicht auf die Themen
der Verfolgung und Schoah sowie die Opfer-Perspektive reduziert
wird».

Antisemitische Äußerungen und Vorfälle müssten an Schulen als solch
e
benannt werden und dürften nicht bagatellisiert, relativiert,
verschwiegen oder ignoriert werden, heißt es in dem Entwurf.
Schülerinnen und Schülern sollten demnach Begegnungen mit Jüdinnen
und Juden ermöglicht werden, etwa über Austauschprogramme und
Partnerschaften mit Schulen in Israel. In der Lehrerbildung wird
zudem eine intensivere Vermittlung von Kenntnissen zu Antisemitismus,
Judentum und jüdischer Geschichte und Gegenwart gefordert.

Am Freitag (12.00) sollen die Ergebnisse der KMK-Beratungen bei einer
Pressekonferenz vorgestellt werden.