NRW startet Ausbildungsoffensive für Kita-Helfer und Quereinsteiger

In der Corona-Krise haben Hunderte Alltagshelfer die NRW-Kitas bei
den Hygienemaßnahmen unterstützt. Für sie und für Seiteneinsteiger

soll nun eine Berufs- und Aufstiegsperspektive geschaffen werden.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Im Kampf gegen den Personalmangel in der
Kindertagesbetreuung startet Nordrhein-Westfalen eine
Ausbildungsoffensive für die Kita-Alltagshelfer in der Corona-Krise
und für Quereinsteiger. Mit 55 Millionen Euro will die
Landesregierung in den kommenden drei Jahren drei Säulen der Aus- und
Weiterbildung unterstützen. Das teilte Familienminister Joachim Stamp
(FDP) am Mittwoch mit.

Bundesweit Vorreiter will NRW künftig bei einer neuen
praxisintegrierten Ausbildung zur staatlich geprüften Kinderpflegerin
oder zum Kinderpfleger sein. Mit diesem Angebot leiste das Land
Pionierarbeit, sagte der stellvertretende NRW-Regierungschef. Bisher
sei die Kinderpflege-Ausbildung rein schulisch in Vollzeit
organisiert. Für viele Interessierte sei eine Ausbildung ohne
finanzielle Vergütung aber nicht attraktiv.

Voraussetzung für die Ausbildung ist mindestens ein
Hauptschulabschluss, ein Arbeitsvertrag zu Beginn des neuen
Kita-Jahres über eine Laufzeit von zwei Jahren sowie ein Platz an
einer Berufsfachschule. Die Auszubildenden würden in den Kitas dann
als Ergänzungskräfte eingesetzt, sagte Stamp. Allein in diese
Förderung sollen 40 bis 45 Millionen Euro fließen.

Außerdem sollen in der Corona-Krise eingestellte Alltagshelfer mit
Lehrgängen zu Assistenzkräften im nicht pädagogischen Bereich in den

Kitas fortgebildet werden. Dazu habe das Land einen Lehrgang
konzipiert, der Grundkenntnisse in Pädagogik, Ernährung, Hygiene,
Arbeits- und Gesundheitsschutz vermittele. Damit solle die Arbeit der
Kita-Helfer vorangebracht werden. Voraussetzung sei ein
Arbeitsvertrag mit einer Einrichtung.

In den landesweit etwa 10 500 Kitas gibt es laut Ministerium rund
5000 Alltagshelfer, die das pädagogische Fachpersonal etwa bei der
Reinigung von Spielzeug, regelmäßigem Lüften und Desinfizieren sowie

bei der Zubereitung von Essen entlasten. Das im Sommer 2020
gestartete Kita-Helfer-Programm läuft zum Ende des Kita-Jahres am 31.
Juli aus.

Für die an einer Weiterqualifizierung interessierten
Kita-Alltagshelfer stehen laut Stamp rund 3500 Plätze zur Verfügung.
Viele Alltagshelfer hätten ihre zeitweise Beschäftigung in Kitas
bewusst in der Corona-Krise nur als Überbrückung etwa bis zum Studium
gesehen, sagte Stamp. Ein großer Teil der Helfer habe aber Interesse
an der Weiterqualifizierung geäußert.

In einer weiteren Säule will das Land das dritte Jahr von
Umschulungen zum staatlich anerkannten Erzieher oder zur Erzieherin
fördern. Die Bundesanstalt für Arbeit fördere bei Umschulungen nur
zwei Jahre, aber die insgesamt dreijährige Ausbildung lasse sich
nicht verkürzen, sagte Stamp. Mit der Förderung wolle das Land NRW
deshalb einen zusätzlichen Anreiz für die Ausbildung bieten. Die
Maßnahme richte sich an Kita-Helfer sowie «alle Interessierten, die
auf den Erzieher-Beruf umsatteln wollen».

Bis zum Start des neuen Kita-Jahres müssen an dem Quereinstieg
Interessierte einen Ausbildungsvertrag mit einer Einrichtung
abgeschlossen und einen Fachschulplatz haben. Voraussetzung sei zudem
die Mittlere Reife und der Nachweis einer mindestens sechswöchigen
beruflichen Vollzeittätigkeit in einer sozialpädagogischen
Einrichtung. Perspektivisch sei der Aufstieg bis zur Kita-Leitung
möglich.

Mittel- und langfristig würden mit dem Programm Perspektiven für die
Kita-Helfer und für Quereinsteiger in eine reguläre Beschäftigung in

Kitas eröffnet, sagte Stamp. Für alle Säulen des Programms müssen
Bewerber ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, das nicht älter
als drei Monate ist.