Markt für illegale Drogen widerstandsfähig gegen Corona

Lissabon (dpa) - Der europäische Markt für illegale Drogen hat sich
als widerstandsfähig gegen Störungen durch die Corona-Pandemie
erwiesen. Die Risiken für die öffentliche Gesundheit nahmen sogar
eher noch zu, da mehr Stoffe mit teils sehr hoher Wirksamkeit und
Reinheit registriert wurden, wie die EU-Drogenbeobachtungsstelle
(EMCDDA) in ihrem am Mittwoch in Lissabon vorgestellten Europäischen
Drogenbericht 2021 betonte.

Die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, hob die weiter
anhaltende Bedrohung durch illegale Drogen hervor. «Ich bin besonders
besorgt über die hoch reinen und hoch wirksamen Substanzen, die auf
unseren Straßen und im Internet erhältlich sind, sowie über die 46
neuen Drogen, die allein im Jahr 2020 in der EU entdeckt wurden»,
sagte die Schwedin. Die Gesamtzahl der von der EMCDDA überwachten
Substanzen sei auf 830 angewachsen.

Kriminelle Gruppen hätten die illegale Drogenproduktion in Europa -
und damit näher bei den Konsumenten - verstärkt, um so Maßnahmen zur

Bekämpfung des illegalen Handels zu umgehen. Dies habe Umwelt-,
Gesundheits- und Sicherheitsrisiken vergrößert. Drogenhändler hätte
n
sich auch schnell an Reisebeschränkungen und Grenzschließungen
angepasst. So sei weniger auf menschliche Drogenkuriere und dafür
mehr auf kommerzielle Lieferketten gesetzt worden.

Die Corona-Beschränkungen hätten den Straßenverkauf von Drogen 2020
nur zeitweise eingeschränkt. Drogenverkäufer und -käufer nutzten
inzwischen verstärkt verschlüsselte Nachrichtendienste,
Social-Media-Apps, Online-Quellen sowie Post- und Lieferdienste. Es
sei nicht auszuschließen, dass sich die Drogenmärkte durch die
Pandemie dauerhaft digitalisiert hätten.

Die Zahl der Toten durch eine Überdosis illegaler Drogen sei 2019
EU-weit auf 5141 gestiegen - drei Prozent mehr als 2018. Neuere Daten
lagen noch nicht vor. 2019 seien insgesamt 370 Drogenlabore
ausgehoben und 3,7 Millionen Cannabis-Pflanzen entdeckt worden. Die
Menge der in allen 27 EU-Ländern zusammen beschlagnahmten Amphetamine
und Methamphetamine wurde für 2019 mit 20,48 Tonnen angegeben - in
Deutschland waren es 1,67 Tonnen.