Corona-Lage entspannt sich - Inzidenz auf Tiefststand seit Oktober

Die Zahlen sehen weiter sehr gut aus. Die Corona-Lage in Deutschland
wird immer entspannter - auch auf den Intensivstationen.

Berlin (dpa) - In Deutschland geht die Zahl der gemeldeten
Ansteckungen mit dem Coronavirus weiter deutlich zurück. Das Robert
Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch eine 7-Tage-Inzidenz von 20,8
(Vortag: 22,9; Vorwoche: 36,8), das ist der niedrigste Wert seit acht
Monaten. Die gute Entwicklung könnte an den wärmeren Temperaturen,
dem wachsenden Immunschutz in der Bevölkerung vor allem durch
Impfungen sowie an Schnelltests bei Schule, Arbeit und Freizeit
liegen. Ein Risikofaktor bleiben Virus-Mutanten wie die zunächst in
Indien aufgetretene Delta-Variante. Bislang ist hierzulande aber
keine starke Zunahme zu sehen.

Bis auf wenige Ausnahmen lag die Inzidenz in allen Landkreisen und
kreisfreien Städten unter der prägnanten Schwelle von 50 - nur etwas
mehr als 10 lagen darüber. Schlusslicht ist der Stadtkreis
Zweibrücken mit 79 Infektionen pro 100 000 Einwohner und Woche.

Auf Bundeslandebene liegen alle Länder unter einer Inzidenz von 25 -
außer Baden-Württemberg. Für den Südwesten gab das RKI den Wert mit

26,9 an. Die Zahl der Menschen auf den Intensivstationen geht weiter
zurück. Zuletzt gab die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für
Intensiv- und Notfallmedizin sie mit deutlich unter 2000 an. Ende
April waren es noch mehr als 5000.

Mittlerweile haben mehr als 45 Prozent der Menschen in Deutschland
mindestens eine Impfdosis erhalten. Man müsse nun aufpassen, dass die
Menschen künftig nicht nachlässig würden und sich zum Beispiel die
Zweitimpfung nicht mehr abholten, weil sie keine Lust mehr hätten
oder es zu kompliziert sei, sagte Christian Drosten, Leiter der
Virologie der Berliner Charité, am Dienstag im Podcast
«Coronavirus-Update» (NDR-Info). «Solche Dinge dürfen einfach nicht

eintreten. Das wird, glaube ich, die nächste große Aufgabe sein.»

Drosten erwartet demnach in einigen Wochen eine Diskussion über die
Förderung der Impfbereitschaft. Ziel seien mindestens 80 Prozent
Zweifachimpfungen, zumindest in der «impffähigen erwachsenen
Bevölkerung». Dies werde hoffentlich bis Ende August, Mitte September
erreicht werden. Auch nach der Aufhebung der festgelegten Reihenfolge
seit Montag bleibe es zunächst wichtig, die Gruppen zu impfen, in
denen dies wegen des erhöhten Covid-19-Risikos dringlich sei. Das
Augenmerk müsse im Moment noch auf der Versorgung der Menschen ab
Mitte 40 liegen, so Drosten.

Bei den Neuinfektionen pro Tag meldeten die Gesundheitsämter dem RKI
3254 Fälle. Vor einer Woche hatte der Wert bei 4917 Ansteckungen
gelegen. Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden
107 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 179 Tote
gewesen.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von
Mittwochabend bei 0,74 (Vortag: 0,71). Das bedeutet, dass 100
Infizierte rechnerisch 0,74 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert
bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt
er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt
er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.