Ärzteschaft ruft nach mehr Impfstoff

Berlin (dpa) - Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt,
drängt die Bundesregierung, für mehr Impfstoff gegen das Coronavirus
zu sorgen. «Der Bedarf übersteigt die zur Verfügung stehenden
Kapazitäten deutlich. Wenn wir Termine verschieben müssen, weil
Lieferungen ausbleiben, führt das zu Frust bei den Patienten. Und
diesen Frust bekommt als Erstes das Praxispersonal zu spüren. Daran
muss sich schnell etwas ändern», sagte Reinhardt der «Rheinischen
Post» (Mittwoch). Er habe Verständnis dafür, dass die Menschen
schnell geimpft werden wollen. Der Bund müsse daher sicherstellen,
dass so schnell wie möglich ausreichend Impfstoffe für die Praxen,
Impfzentren und Betriebsärzte zur Verfügung stehen.

Eine vierte Corona-Infektionswelle fürchtet Reinhardt nicht. «Ich
habe derzeit keine Angst vor einer vierten Welle, weil ich davon
ausgehe, dass aufgrund der Impfungen die Zahl der Neuinfektionen
überschaubar bleibt und mit weniger schweren Verläufen zu rechnen
ist», sagte der Ärztepräsident. Allerdings sei die Pandemie natürli
ch
noch nicht vorbei.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen,
appellierte an die impfwilligen Menschen, noch für eine kurze Zeit
Geduld zu haben. «Jeder, der will, wird auch geimpft werden. Nur
können nicht alle sofort und gleichzeitig oder schon in den nächsten
Tagen ihre Impfung erhalten», sagte Gassen der «Rheinischen Post».
Dazu seien vorhandenen Impfstoffmengen immer noch zu knapp. Die
Situation solle sich laut Bundesgesundheitsministerium aber ändern.
«Wir erwarten also deutlich höhere Impfstoffmengen noch im Juni.»

Seit Montag ist die festgelegte Reihenfolge von Bevölkerungsgruppen
beim Impfen gegen das Coronavirus aufgehoben. 46 Prozent der Menschen
in Deutschland haben bisher mindestens eine Impfung erhalten, knapp
22 Prozent haben den vollständigen Impfschutz.