Praxen haben bei Corona-Impfungen Zulauf - Land plant Lockdown-Ende

Die Corona-Fälle in Brandenburg werden weniger - die Landesregierung
wagt deshalb einen weiteren Schritt hin zu mehr Normalität. Das
Impfangebot bleibt allerdings weiter ein Problem. Immer mehr Menschen
wollen sich in Praxen impfen lassen, dort fehlt aber Impfstoff.

Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Corona-Ansteckungen in Brandenburg
geht seit Tagen immer weiter zurück - unter anderem auch, weil mehr
Menschen ein Impfangebot wahrnehmen können. Allerdings gehen immer
mehr Menschen lieber zu ihrem Hausarzt als in ein Impfzentrum, wie
die Kassenärztliche Vereinigung (KVBB) beobachtet hat. Doch die
Praxen bekommen nach wie vor zu wenig Impfdosen. Unterdessen will die
Landesregierung wegen der positiven Entwicklung bei den
Infektionszahlen einen weiteren Schritt Richtung Normalität gehen.

«Die Haus- und Facharztpraxen zeigen Woche für Woche, dass sie alle
Impfdosen verimpfen, die sie erhalten. Würde mehr Impfstoff
geliefert, dann könnten auch noch mehr Menschen in den Praxen geimpft
werden», sagte KVBB-Sprecher Christian Wehry am Dienstag der dpa.
Dagegen wurden seinen Angaben zufolge in den vergangenen Tagen nur
wenige Termine für die Impfzentren gebucht.

Eine Vermutung sei, dass sich viele Menschen lieber in den Arztpraxen
behandeln ließen oder dort schon auf Wartelisten stünden. Vor allem
in den Impfzentren Kyritz (Ostprignitz-Ruppin) und Prenzlau
(Uckermark) gebe es in dieser Woche weiterhin recht viele offene
Termine. Aber auch in anderen Impfzentren seien noch Termine offen,
zusätzlich seien weitere Termine zur Buchung eingestellt worden, so
der Sprecher.

Was wird aus den Impfzentren? Nach Angaben des Impflogistik-Stabs
stellt die KVBB spätestens ab 18. Juni die Erstimpfungen in allen
Impfzentren ein, die nicht garantiert übernommen werden. Das
Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben an diesem Dienstag
den Entwurf eines Mustervertrages an die Landkreise und kreisfreien
Städte verschickt. Sie müssen nun entscheiden, ob sie die Zentren ab
August von der KVBB übernehmen. Bislang haben nur Potsdam und der
Landkreis Elbe-Elster öffentlich bekannt gegeben, dass sie auf
eigene, kommunale Lösungen umsetzen wollen und die Zentren nicht
übernehmen.

Seit Montag ist auch die Priorisierung der Impfreihenfolge in
Brandenburg aufgehoben. Die Kassenärzte befürchten einen starken
Andrang auch auf die Arztpraxen. Wehry hofft für die kommenden Wochen
auf die zugesagten Mengen: «Ich glaube erst an den ausreichenden
Impfstoff, wenn der Impfstoff wirklich im Land angekommen ist.»

In Brandenburg sind mittlerweile 1 079 407 Menschen das erste Mal
gegen das Coronavirus geimpft worden - ein Anteil von 42,8 Prozent
der Bevölkerung. 544 939 und damit 21,6 der Menschen im Land sind
vollständig geimpft.

Aufgrund gesunkener Corona-Infektionszahlen will das Brandenburger
Kabinett bereits kommenden Dienstag - eine Woche früher als geplant -
über eine Umgangsverordnung entscheiden. Dank der guten Werte könne
dieser Schritt früher gegangen werden, sagte Ministerpräsident
Dietmar Woidke (SPD). Damit würde die bisherige Eindämmungsverordnung
abgelöst. Dabei geht es um Hygienekonzepte und Testverpflichtungen.
Die Verordnung soll zeitnah nach dem 15. Juni in Kraft treten. «Auch,
wenn die Infektionszahlen sich gut entwickeln, ist bei dieser
Pandemie aber weiter Vorsicht geboten», betonte der
Ministerpräsident. Denn die Öffnungen sollen von Dauer sein.

Man könne nun weitere Schritte auf dem Weg zur Normalität gehen,
sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne).
Maskenpflicht, Hygieneregeln und Testpflichten in bestimmten
Situationen blieben auch weiterhin wichtig.

«Jetzt ist es Zeit, das Ende des Lockdowns zu wagen», sagte
Innenminister Michael Stübgen (CDU) unter Hinweis auf stabil niedrige
Inzidenzen. Die neue Umgangsverordnung folge dem Prinzip so viel
Infektionsschutz wie nötig, aber so wenig Einschränkung wie möglich.


Bislang ist vorgesehen, dass Hygiene- und Abstandsregeln
grundsätzlich bestehen bleiben sollen, die Maskenpflicht jedoch an
Orten gelockert werden, wo Abstände eingehalten werden können. Die
Zehn-Personen-Regelung zu privaten Treffen zu Hause soll zunächst
auch im Tourismus und in der Gastronomie gelten.

Die Testpflicht für Veranstaltungen im Freien und für die
Außengastronomie soll komplett entfallen. Die zulässige
Teilnehmerzahl für Veranstaltungen soll sich künftig aus den
Hygienekonzepten für den jeweiligen Veranstaltungsort ergeben. Als
Obergrenze soll wieder die Zahl 1000 Gäste gelten. Die Maskenpflicht
an Grundschulen und Horten soll vollständig entfallen.