Sachsen will Testpflicht lockern - RKI mahnt stufenweise Öffnung an

Ein Besuch im Freibad, Essen im Biergarten - bei niedrigen
Corona-Zahlen könnte die Testpflicht in vielen Bereichen fallen. Das
Tragen von Masken dürfte aber auch im Sommer Pflicht sein.

Dresden (dpa/sn) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat
bei niedrigen Infektionszahlen eine Lockerung der Testpflicht in
zahlreichen Bereichen in Aussicht gestellt. Bei einer Inzidenz unter
35 sei die Testpflicht zum Großteil nicht mehr notwendig, sagte der
CDU-Politiker am Montagabend in einer digitalen Corona-Konferenz mit
kommunalen Spitzenvertretern, Medizinern, Wissenschaftlern und
Politikern zum Ausblick auf den Sommer. Gleichzeitig soll die
Kontaktnachverfolgung etwa in Restaurants bestehen bleiben. «Auch
Maske und Mundschutz werden uns über den Sommer begleiten.»

Am Dienstag will das Kabinett über die neue Corona-Schutzverordnung
diskutieren und die Eckpunkte vorstellen. Sie soll ab dem 14. Juni
gelten und sieht Lockerungen vor, unter anderem für Hotels und
Pensionen. Er sei zuversichtlich, dass im Sommer ein «wirklich gutes
Wirtschaftsleben» und viele Freiheiten möglich seien, so der
Regierungschef. Dennoch mahnte er zur Vorsicht, es dürfe keinen
«Jo-Jo-Effekt» geben. Im vergangenen Sommer habe die Inzidenz bei
eins gelegen. Der Wert gibt die wöchentlichen Neuinfektionen pro 100
000 Einwohner an.

Nach Angaben von Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) liegen
derzeit drei Regionen in Sachsen über der Inzidenz von 35. «Es ist
unser Ziel, unter diese Grenze zu kommen.» Am Montagnachmittag gab
das Gesundheitsamt die Inzidenz für Sachsen mit 25,5 an. Die Zahl der
Neuinfektionen binnen eines Tages lag gerade einmal bei 22,
gleichzeitig gab es 34 neue Todesfälle.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler,
plädierte in der Digital-Konferenz für ein stufenweises Öffnen nach
dem Lockdown. «Wir haben ein wenig Sorge, dass zu viele Dinge
gleichzeitig geschehen.» Wenn man eine Branche öffne, sei es ratsam,
etwa zwei Wochen zu warten bis zum nächsten Schritt. So ließen sich
Effekte leichter ausmachen. Zudem könnten sonst trotz deutlich
gesunkener Infektionen die Zahlen wieder ansteigen. «Dieses Virus ist
nach wie vor unterwegs und wird nicht so schnell verschwinden», so
Wieler.

Er verwies zudem auf die Virusmutationen, etwa auf die
Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde. «Wir können
nicht genau einschätzen, wie sich Varianten entwickeln», sagte der
RKI-Präsident. Auch der Medizinische Vorstand des Dresdner
Universitätsklinikums, Michael Albrecht, mahnte zur Vorsicht. Bei
näheren Untersuchungen werde zunehmend die Delta-Variante
festgestellt. Es könne jederzeit wieder etwas passieren, die Zahlen
etwa im Herbst wieder ansteigen.

In Dresden hatte das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche ein
komplettes Studentenwohnheim nach einem Verdacht auf eine solche
Virusmutation komplett unter Quarantäne gestellt. Ein Student aus
Indien war am 1. Juni nach einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
Derzeit befinden sich noch 18 Bewohner eines Hochhauses unter
Quarantäne. Ob sich einige der Bewohner mit der sogenannten
Delta-Variante angesteckt haben, ist weiter unklar. Die Ergebnisse
der sogenannten Sequenzierung würden für Mittwoch erwartet.

Mittlerweile sind rund 980 000 Menschen in Sachsen vollständig
geimpft. Das entspricht einer Quote von gut 24 Prozent. RKI-Präsident
Wieler vermutet, dass künftig eine regelmäßige Auffrischung der
Corona-Impfung notwendig ist, um den Schutz aufrechtzuerhalten.

Nach der Aufhebung der festen Impfreihenfolge in den sächsischen
Impfzentren sind am Montag 6237 neue Termine freigeschaltet worden.
«Innerhalb weniger Minuten war bereits ein Großteil der Termine für
die Erstimpfungen vergeben», sagte der Sprecher des Deutschen Roten
Kreuzes (DRK) in Sachsen, Kai Kranich. Es werde nun zwar leichter,
sich zu registrieren, weil niemand mehr nachweisen müsse, welcher
Prioritätengruppe er angehöre, es sei aber auch Geduld erforderlich.
Noch steht nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. Seit Montag kann
sich jeder in Sachsen ab 14 Jahren für einen Termin registrieren.