Verband: Präsenzunterricht gut begonnen - Lehrer kritisieren Öffnung

Zwei Wochen vor den Ferien haben die weiterführenden Schulen wieder
geöffnet. Die Bildungsministerin sieht den sozialen Aspekt im
Vordergrund. Doch aus der Lehrerschaft kommt Kritik.

Potsdam (dpa/bb) - Die weiterführenden Schulen in Brandenburg sind
nach Einschätzung des Pädagogenverbands gut in den Präsenzunterricht

gestartet - dennoch kamen aus der Lehrerschaft kritische Töne. Dass
der Präsenzunterricht mit Vorschlägen des Bildungsministeriums etwa
zu Exkursionen so kurz vor den Ferien komme, habe die Lehrer
«erbost», sagte die Vizepräsidentin des Pädagogenverbandes in
Brandenburg, Dagmar Graefe, der Deutschen Presse-Agentur. Die
Kolleginnen und Kollegen seien derzeit mit Nachprüfungen und
Notenkonferenzen befasst.

Ein weiteres Problem sei, dass es für die Bewertung von
Distanzunterricht nur schmale Vorgaben gebe. Teilweise hätten Lehrer
Angst, dass ihre Noten angreifbar seien. Zusätzlich noch fachliche
Exkursionen zum Unterrichtsinhalt kurzfristig zu organisieren, sei
schwierig.

Zwei Wochen nach den Grundschulen sind angesichts niedriger
Corona-Infektionszahlen am Montag auch die weiterführenden Schulen
wieder in den kompletten Präsenzunterricht gestartet. In den
kommenden zweieinhalb Wochen vor den Sommerferien in Brandenburg
solle neben dem Lernen vor allem der soziale Zusammenhalt in der
Klassengemeinschaft im Vordergrund stehen, hatte Bildungsministerin
Britta Ernst (SPD) erklärt. Daher sind eintägige Ausflüge und
Exkursionen erlaubt.

Graefe sieht ein weiteres Problem darin, dass nach wie vor nicht alle
Lehrerinnen und Lehrer geimpft seien. Sie erhielten eher zufällig
einen Impftermin. Insbesondere im ländlichen Raum gebe es Landkreise,
in denen noch nicht einmal die Grundschullehrer vollständig geimpft
seien. Das Bildungsministerium hatte mitgeteilt, allen Lehrenden ein
Impfangebot machen zu wollen.

Dazu komme, dass sich am baulichen Zustand der Schulen in vielen
Regionen nichts geändert habe, stellte Graefe fest. In den Schulen
gebe es viel zu kleine Räume, das Risiko von vollen Klassen sei
insbesondere so kurz vor den Ferien kaum zu verantworten. Zudem sei
nicht zu sehen, dass nach einem Jahr Planungen für die Umgestaltung
von Schulen vorankämen. «Das Bundesprogramm für ein paar
Lüftungsgeräte ist da bei Weitem nicht ausreichend», so Graefe.