Streit um Grippe-Impfungen in Apotheken

Mainz (dpa/lrs) - Die geplante Grippe-Schutzimpfung von
AOK-Versicherten in Apotheken in Rheinland-Pfalz stößt bei der
Kassenärztlichen Vereinigung und der Landesärztekammer auf scharfe
Kritik. «Impfen ist eine ureigene ärztliche Tätigkeit und gehört
deshalb auch fest in die Hände von Ärztinnen und Ärzten», heißt e
s in
einer Mitteilung der Landesärztekammer vom Montag in Mainz.

Die AOK und der Apothekerverband wollen im Rahmen eines
Modellprojekts mit Beginn der Grippesaison 2021/22 - also etwa ab
Oktober - Versicherte unbürokratisch und kostenlos impfen. Ziel sei
eine höhere Impfrate der Bevölkerung.

Speziell geschulte Apotheker sollen die Impfungen für Erwachsene nach
einem Aufklärungsgespräch unabhängig vom Wohnort direkt in der
Apotheke vornehmen. Sollten Kontraindikationen wie Fieber oder
besondere Risikofaktoren vorliegen, würden die Versicherten an ihren
Hausarzt verwiesen. Das Modellprojekt soll wissenschaftlich begleitet
und ausgewertet werden.

«Wie soll (...) in einer Apotheke auf eine akut auftretende
medizinische Komplikation nach einer Impfung reagiert werden», mahnte
der Präsident der Landesärztekammer Günther Matheis. «Der Aufbau
einer ambulanten Impfinfrastruktur in den Apotheken würde eine
riskante und unnötige Parallelwelt schaffen.»

Der Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung, Peter
Heinz, warnte ebenfalls: «Der Versuch, Schutzimpfungen, welcher Art
auch immer, einer direkten ärztlichen Kontrolle zu entziehen, kann
für Patientinnen und Patienten gefährlich werden.»