Neustart im Tourismus - Branche trotz Problemen optimistisch

Erzgebirge, Vogtland, Sächsische Schweiz oder Seenland: Sachsens
Urlaubsregionen sind gefragt. Mit den Lockerungen schaut die
Tourismusbranche optimistisch in die zweite Corona-Saison - trotz
Hindernissen.

Dresden (dpa/sn) - Die Tourismussaison 2021 in Sachsen läuft nach
monatelangem Stillstand in der Corona-Pandemie an - mit Verspätung.
Angesichts der Sehnsucht der Menschen nach Urlaub und Reisen ist die
Branche optimistisch, wie Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der
Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen (TMGS) sagt. Nachdem im
vergangenen Sommer sehr viele Menschen Urlaub im eigenen Land gemacht
hätten, bestehe die Hoffnung, «dass auch in diesem Jahr
Deutschlandurlaub im Trend liegt».

Der Landestourismusverband (LTV) setzt darauf, dass bald auch die
Innengastronomie nachziehen kann, wie Direktor Manfred Böhme sagt.
Solide Zahlen, wie viele Betriebe die Krise nicht überstanden haben,
und zur Abwanderung von Fachkräften in der Kurzarbeitszeit gibt es
noch nicht. Aber es fehlten auch Auszubildende. «Das macht uns große
Sorgen.» Der Erwartungsdruck sei hoch, und bei den Unternehmen die
Substanz ausgezehrt.

Der schon vor Corona bestehende Fachkräftemangel habe sich
verschärft, sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführer Axel Klein. Und erst
jetzt, mit klarerer Perspektive, könne offensiv um Personal geworben
werden. «Wir freuen uns über jeden, der sich meldet.» Für eine Bila
nz
zu Geschäftsaufgaben sei es noch zu früh angesichts noch ausstehender
Hilfsgelder. Alles hänge von den nächsten Wochen und davon ab, ob
Tagungen und Kongresse, Familienfeiern und Busreisen wieder möglich
sind. Der Verlust sei dennoch nicht aufzuholen in der kurzen Zeit.
«Die Monate werden helfen, Unternehmen in die richtige Richtung zu
bringen, aber die Kredite gehen über acht bis zehn Jahre.»

Erzgebirge und Sächsische Schweiz setzen voll auf den Trend zum
«Urlaub vor der Haustür» und den Inlandstourismus. Die Nachfrage
danach sei ungebrochen, es gebe aber noch freie Kapazitäten in
Ferienwohnungen und -häusern, Hotels und Pensionen, teilte der
Tourismusverband Erzgebirge mit. Allerdings herrsche noch viel
Unsicherheit. «Die unterschiedlichen Regelungen bringen nicht die
gewünschte Klarheit, die gerade jetzt so wichtig wäre», sagt eine
Sprecherin.

Stabilität bis zum Jahresende ist auch für die Betriebe in der
Sächsischen Schweiz «überlebenswichtig». Der dortige Verband
berichtet von starkem Interesse und spürbar mehr Buchungen. Da aber
der Mai fehle, geht er von etwa einem Viertel weniger
Übernachtungsgästen 2021 insgesamt aus - und einem Minus von 35
Prozent im Vergleich zu 2019. Aber: «Wir spüren eine optimistische
Grundstimmung und hoffen, dass 2022 dann wieder ein normales und
stabiles Jahr werden kann.»

Laut TMGS gibt es in Unterkünften mit über zehn Betten bereits ein
80-prozentiges Minus bei ankommenden Gästen, und einen Rückgang bei
Übernachtungen um zwei Drittel. «Januar und Februar, die 2020
Rekordergebnisse einbrachten, fielen aus wie der meist sehr
reisestarke Mai», sagt Chefin Hiebl. «Und die Ausgangslage ist
diesmal ungleich schwieriger.» Denn anders als 2020 seien
Auslandsreisen wieder möglich, die Nachfrage nach Flügen steige
bereits. «Der Wettbewerb wird also wieder größer.»

Mit Glück könne man von den deutschen Sommer- und Herbstferien sowie
der wichtigen Weihnachtssaison profitieren, sagt Hiebl. Es brauche
jetzt einen «raschen Start» und Stabilität bis zum Jahresende für
Hotellerie und Gastronomie, aber auch Kultur- und
Freizeiteinrichtungen sowie Kongress- und Eventgeschäft. «Das ist
überlebenswichtig, besonders für die vielen kleineren und mittleren
Unternehmen.»

Die Stimmung ist laut Hiebl grundsätzlich optimistisch. Viele
Unternehmen hätten trotz schwieriger Situation in Ausstattung,
Digitalisierung und Qualität investiert. «Die Nachfrage zieht aktuell
merklich an, erste Buchungen für den Sommer vor allem in ländlichen
Regionen stimmen positiv.» Angesichts der Abwanderung von Personal in
Hotels, Gaststätten oder dem Veranstaltungsbereich forderte sie
jedoch «eine nationale und internationale Fachkräfteoffensive».

Etliche Hürden sieht Hiebl in Corona-Hygieneregeln. So fehlten
Teststationen, besonders in ländlichen Regionen sowie an Sonn- und
Feiertagen, zudem würden in Sprachen der Nachbarländer Polen und
Tschechien ausgestellte Impfdokumente und Testnachweise nicht
akzeptiert. Hiebl fordert auch, dass Tourismus-, Kultur- und
Freizeitbetriebe weiter unbürokratisch unterstützt werden. «Sie sind

wirtschaftlich noch lange nicht wieder in stabilem Fahrwasser.»