Mediziner Reisinger: Coronavirus ist noch nicht besiegt

Anfang Mai lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen im
Nordosten noch bei etwa 120. Nun ist sie seit Tagen unter 10.

Rostock (dpa/mv) - Trotz der niedrigen Zahl von Corona-Neuinfektionen
in Mecklenburg-Vorpommern rät der Rostocker Tropenmediziner Emil
Reisinger weiter zur Vorsicht im täglichen Leben und Einhaltung der
sogenannten AHA-Regeln. «Wir haben das Virus im Griff, aber es ist
noch nicht besiegt. Die Infektionsgeschwindigkeit hat sich
verlangsamt. Und das Virus wird nicht verschwinden», sagte Reisinger
der Deutschen Presse-Agentur. Am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz
in MV bei 8,6, der deutschlandweit niedrigste Wert.

Es sei sehr erfreulich, dass die Inzidenzen wegen des Lockdowns
zurückgegangen sind. «Jetzt übernehmen zunehmend die Impfungen diese

Funktion des Lockdowns.» Derzeit sei rund die Hälfte der Menschen
erstgeimpft. «Das bedeutet aber auch, dass etwa 800 000 Menschen noch
keinen Schutz haben.»

Die Situation in Großbritannien begründe die Vorsicht. Dort steht die
für den 21. Juni angepeilte Aufhebung aller Corona-Maßnahmen infrage,
weil sich die zunächst in Indien entdeckte Delta-Variante zunehmend
ausbreitet. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die schon bei 15 war, liege
wieder bei über 40. Die Delta-Variante mache in manchen Grafschaften
schon drei Viertel der nachgewiesenen Fälle aus. Schottland habe
bereits geplante Lockerungen aufgeschoben.

Gleichzeitig dürfe nicht vergessen werden, dass sich weltweit noch
täglich mehrere Hunderttausend Menschen anstecken. Die bedeute auch,
dass sich immer wieder neue Varianten bilden können.

Reisinger ging davon aus, dass sich die Delta-Variante auch in MV
zeigen wird. «Wenn viele Menschen bis dahin geimpft sind, wird die
indische Variante keinen großen Schaden mehr anrichten könnten.»
Sollten die Inzidenzen moderat bis auf 30 bis 40 ansteigen, sei auch
die wirtschaftliche Erholung nicht in Gefahr.