Leonhard bittet Impfwillige um Geduld - Kritik an Priorisierungs-Ende

Die Impfpriorisierung ist aufgehoben. Zumindest in den Hamburger
Arztpraxen kann nun jeder versuchen, eine Corona-Schutzimpfung zu
erhalten. Doch der Impfstoff ist knapp und Unmut vorprogrammiert. Für
Hamburgs Gesundheitssenatorin kommt die Aufhebung zu früh.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard
hat die Bürger angesichts der aufgehobenen Impfpriorisierung um
Geduld gebeten und den Kurs der Bundesregierung kritisiert. «Wir
kommen nun in einige Wochen, in denen wir keine Priorisierung haben
und keinen Impfstoff», sagte die SPD-Politikerin der Deutschen
Presse-Agentur. In Hamburg sei «kurzfristig fast jede einzelne Dose
vergeben», im Impfzentrum wie in Arztpraxen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die nach der
Gefährdung gestaffelte Priorisierung der Impfberechtigten zum Montag
aufgehoben.

«Es ist zwar schön, eine solche Ankündigung zu machen», sagte
Leonhard, damit werde aber auch der Eindruck erweckt, dass nun alle
Interessierten eine Impfung erhalten könnten. «Aber es können noch
nicht alle - schlicht, weil Impfstoff fehlt.» Hunderttausende
Menschen hätten sich lange sehr geduldig verhalten und Risikogruppen
den Vortritt gelassen. Nun wollten sie verständlicherweise auch zum
Zug kommen.

«Entweder hätte jetzt schon mehr Impfstoff vorhanden sein müssen oder

die Priorisierung müsste noch weiter gelten», sagte die Senatorin.
«Aufgabe der Politik ist es auch, verlässliche Ansagen zu machen. Und
in der aktuellen Situation lautet diese Ansage leider, dass die
meisten noch einige Wochen Geduld brauchen, bis sie ein Impfangebot
bekommen können.»

Da noch immer viele Impfberechtigte aus den Priorisierungsgruppen
eins bis drei keine Impfung erhalten haben, behält Hamburg die
Reihenfolge im zentralen Impfzentrum weiter bei. Die Arztpraxen
müssen sich hingegen nicht mehr an die Priorisierung halten.